Es klingelte an der Leergutklingel (die immer noch mit "Leergut" beschriftet ist). Ein Mann stand dort mit zwei leeren Getränkekisten: "Die würde ich gerne abgeben."
Mit einer einladenden Handbewegung zeigte ich ihm den Leergutautomaten und sagte: "Sie dürfen selber."
Die Königliche Brauerei Krusovice ist eine der ältesten Brauereien im Böhmen. Sie wurde nach dem Jahr 1517 gegründet, als es der Sankt Wenzeslauer Vertrag den Adligen erlaubt wurde, auf ihren Gütern Bier zu brauen.
[...]
Nach der Privatisierung ist die Königliche Brauerei Krusovice seit 1993 ein Unternehmen, das zum internationalen Oetker-Konzern gehört.
Teil des Oetker-Konzerns? Okay, also ein nicht wirklich exotisches Bier. Was erstmal in der Hand großer Konzerne steckt, verliert in meinen Augen immer etwas des romantischen Reizes, den das Produkt ursprünglich mal ausmachte...
Mal wieder eine Bierflasche aus Polen. Irgendwie bedaure ich ja, dass ich keinen Draht zu Bier habe. Es gibt so scheinbar unendlich viele Sorten auf der Welt, die sicherlich auch alle ihre geschmacklichen Vor- und Nachteile haben - aber was nützt es, wenn mir der Unterschied zwischen einem Beck's Gold und einem Warsteiner schon völlig egal ist..?
Da beklagt sich ein Kunde lautstark und deutlich aufgebracht darüber, dass seine Flasche vom Automaten nicht genommen werden würde. "Die müssen Sie annehmen! Die habe ich hier gekauft! Das geht ja gar nicht! Ich lass' mich doch hier nicht verarschen!!!"
Ich konnte ihn zum Glück beruhigen, vor allem dadurch, dass ich ihm völlig diskussionsfrei 25 Cent händisch ausgezahlt habe.
Dass die Maschine die Flasche verweigerte, kann ich aber gut verstehen: Statt Strichcode und Pfandloge befand sich eine dicke Klebestelle auf der Flasche. Ich vermute, dass genau an dieser Stelle eine neue Bahn mit Etiketten angeschweißt wurde. Solche Produkte landen immerwieder in den Läden, obwohl sie eigentlich aussortiert werden sollten - aber ich muss ja schließlich auch was zum Bloggen haben.
Einen mit 24 leeren Bierflaschen gefüllten Originalkarton hatten die Kunden dabei. "Müssen wir die jetzt alle einzeln in den Automaten stecken?", wollten sie wissen.
Ich wollte erst zustimmen, beschloss dann aber doch, die 24 Flaschen im Karton anzunehmen. Einen Sekundenbruchteil später erkannte ich die Flaschenform und dass dies keine Pfandflaschen sind.
Ich erklärte, dass diese Flaschen nicht für den deutschen Markt bestimmt gewesen sind und alleine schon von der Flaschenform her in keines der bekannten Mehrwegsysteme hineinpassen.
Sie wollten's zuerst nicht glauben, aber dann war da als markantester Hinweis die aufgedruckte rote Ecke auf dem Deckel des Kartons:
Der Leergutautomat hat sie nicht genommen, aber der regelmäßige Blick in den davor stehenden Müllsack fördert mit aller Regelmäßigkeit Material für die Rubrik "Exotisches Leergut" zu Tage. Wenn auch meistens nur aus dem benachbarten Ausland, so wie diese "Tatra"-Dose aus Polen:
Noch ein Fund im dem Leergutautomaten vorgelagerten Müllsack: Eine (bepfandete) Getränkedose, auf die jemand ein Etikett einer Gemüsewaage geklebt hat. Genau auf die wichtigste Stelle: Das Pfandlogo.
Man hätte den Aufkleber natürlich entfernen können, aber offenbar war jemand unwissend oder ungeduldig und hat die Dose lieber direkt entsorgt. Und es würde mich nicht wundern, wenn der dazugehörige Fluch "Scheiß Leergutautomat" gelautet hätte...
Mit den Statistiken aus dem Leergutautomaten habe ich mich inzwischen schon lange nicht mehr beschäftigt. (Einweg-)Flaschen werden angenommen, entwertet und gutgeschrieben. Das war schon immer eine ganze Menge und wird auch sicherlich nicht weniger werden.
Aus irgendeinem Grund hat der Kollege aus der Nachtschicht sich heute Morgen die Gesamtübersicht ausdrucken lassen. Das Ergebnis war ein ziemlich genau vier Meter langer Papierstreifen.
18.11.2007 - 01.04.2008
Summe Einweg/DPG: 89919 Stück, 22479,75€
Ein paar Zahlen stachen besonders heraus:
406 Faxe 1 Liter Dose
1537 Carlsberg Elephant Beer 0,5 Liter Dose
2315 Coke 1,25 Liter PET
1636 Ener-G Dose, (günstiger Energydrink)
579 Afri-Cola 1 Liter PET
1822 Red Bull 0,25 Liter Dose
2544 Beck's Pils 0,5 Liter Dose
441 River Cola
1059 Holsten Pilsener 0,5 Liter PET-Flasche
Tausende (min. 15000) Flaschen "Mineralwasser" ohne genauere Bezeichnung und viele, viele Einzelpositionen von einem bis mehrere Dutzend Gebinde
Diese Flasche stand nun schon einige Zeit in einer Ecke hier im Lager. Unter "exotisches Leergut" würde ich sie nun nicht einsortieren, aber dennoch musste ich sie hier einfach verewigen, die Flasche "gelber Witwenmacher".
Das Etikett ist jedenfalls selbstgedruckt und entbehrt auch leider jeglichen weiteren Angaben, vor allem eben auch über den Inhalt. Schade irgendwie, aber trotzdem lustig. Auch wenn ich gerne wüsste, was sich wohl einst in der Flasche befunden haben mag...
Ein Kunde beschwerte sich bei mir, dass für seine Beck's-Flasche kein Bon aus dem Leergutautomat gekommen sei. Ich sah nach, guckte ins Innere des Automaten und auf den Flaschentisch, sogar vorsichtshalber in den Container des Crunchers. Keine Flasche, keine Scherben, nichts. "Die müsste sich schon in Luft aufgelöst haben", sagte ich zum ihm. "Da ist keine Beck's-Flasche."
"Oh, dann hatte ich die wohl doch wieder rausgezogen. Der sagte nämlich erst, dass die Flasche unbekannt ist."
Merkwürdiges Fundstück auf dem Flaschentisch des Leergutautomaten. Da war wohl jemandem der Boden einer Beck's-Flasche abgebrochen und hat dann eine wertlose (unbepfandete) Kunststoffflasche in das entstandene Loch geschoben. Den Automaten hat's nicht weiter gestört, wie man sieht.