Zwei Heranwachsende nahmen sich eine leere Kiste aus der Getränkeabteilung und versuchten, diese am Leergutautomaten zu versilbern. Vergeblich. Sie besaßen sogar noch die Dreistigkeit, mich im Vorbeigehen anzusprechen und mir mitzuteilen, dass der Automat die Annahme ihrer Kiste verweigern würde.
Ich bin in Feierabendstimmung und hatte keine Lust, auf die Polizei zu warten. Also klärte ich die beiden nur kurz darüber auf, was "Hausverbot" bedeutet und begleitete sie zum Ausgang. Dreht sich der eine beim Rausgehen um und wünscht mir tatsächlich noch einen "schönen Abend".
Ich habe keinen schönen Abend! Ihr Dumpfbacken habt mir den mit der Aktion nämlich verdorben!!!
Aus Wut über die blöden Sprüche eines Typen aus einer Gruppe von Heranwachsenden, habe ich das Erstbeste, was ich in die Finger bekommen konnte, mit Kraft irgendwo gegenschleudern müssen.
Es handelte sich dabei um mein großes schweres Schlüsselbund mit sämtlichen Ladenschlüsseln, das ich gegen meinen Packtisch vor dem Schaufenster knallen wollte.
Leider bin ich dabei etwas über das Ziel hinausgeschossen und habe nicht den Tisch sondern mit voller Wucht meine Schaufensterscheibe getroffen. Die Bilanz: Die Friesbeklebung im unteren Bereich der Scheibe hat ein paar fette Kratzer abbekommen und selbst mein Tresorschlüssel hat den Aufschlag nicht unbeschadet überstanden. Vom Bart hat sich ein Bereich verbogen, den ich auch selber nicht wieder hinbekommen kann. So ein Schlüssel kostet ja auch nur rund 150 Euro.
Ein Mann wollte mehrere Flaschen Bier klauen. Daran hinterten wir ihn allerdings und nahmen ihn mit nach Hinten ins Lager. Da er insgesamt sehr friedlich blieb und eine Meldebestätigung dabei hatte, rief ich nur die Polizei an, um die Adresse überprüfen zu lassen.
Die Adresse stimmte. Es war eine der Stellen eines Wohnprojekts hier in Bremen, das "straffällig gewordenen Menschen beim schwierigen Übergang von der Haft ins Leben" hilft. "Da kann ich mir die Mühe auch sparen, eine Anzeige zu schreiben", sagte ich zur Dame in der Telefonzentrale. Sie lachte: "Dazu sage ich jetzt nichts." Die Diskrepanz zwischen Aussage und ihrem Tonfall war deutlich zu spüren.
"Schwieriger Übergang von der Haft ins Leben." – Jeder zweite Ladendieb ist bei einer der Adressen gemeldet, die von diesem Projekt zur Verfügung gestellt werden. Irgendwas läuft da gewaltig schief, glaube ich.
Eine Kollegin entdeckte in einem Regal hinter der anderen Ware eine leere Croissants-Verpackung: "Kannst du da mal nachgucken, wer das war?"
Ich versuchte es. Die Chancen waren allerdinghs nicht groß, den Urheber auf dem Video zu entdecken. Die Kameras gucken zweckmäßigerweise nämlich durch die Gänge hindurch und nicht speziell in die Regale hinein. In diesem speziellen Fall handelte es sich aber um ein Kopfregal und als die Kollegin die Packung wegnahm, konnte man diffus hinter der anderen Ware einen hellen Klecks erkennen, der sich dunkel färbte. Also sahen wir uns die Aufzeichnung im Schnell(st)durchlauf rückwärts an, bis sich besagter Klecks wieder dunkel färbte Das war der Moment, in dem die leere Tüte dort deponiert wurde.
Wir stoppten den Rekorder und sahen uns die Aufzeichnung an: Zwei auffällige Typen betraten den Laden, steuerten direkt zum Brotregal und nahmen sich dort den Beutel mit nougatcremegefüllten Kindercroissants heraus. Auf dem Weg durch den Laden riss einer den Beutel auf, nahm den Inhalt heraus und warf die leere Packung in das Regal, vor dem er gerade stand.
Dann stopfte er sich ironischerweise noch mehrere Tuben hochwertige Zahnpasta in die Jacke und verließ mit seinem Begleiter den Laden wieder.
Die Typen haben wir noch nie zuvor gesehen und vermutlich kommen sie auch nicht mehr wieder. Hätte ich ja zu gerne erwischt.
Ein ziemlich heruntergekommener Typ hatte sich eine Dose Energydrink und dazu noch eine Packung Bonbons in seine Jacke gesteckt. Eigentlich wollte ich in Ruhe warten, bis er sein "Alibi-Bier" bezahlt hat, doch irgendwie muss er misstrauisch geworden sein, ließ das Bier an der Kasse stehen und rannte wie irre los.
Den Vorsprung konnte ich leider nicht mehr aufholen, aber beim schwungvollen Öffnen der Tür ist sie so heftig gegen das Gehäuse des Schlüsselschalters meiner Alarmanlage geschlagen, dass dieses einen bleibenden Eindruck hinterließ. Scheiße.
Nur weil Leergutautomat die ekeligen und verbeulten Dosen des ziemlich heruntergekommenen Flaschensammlers nicht annehmen wollte, hat der Typ doch echt gegen den Automaten gespuckt.
Sehr sinnig, eine große, tiefgekühlte Frühlingsrolle einfach irgendwo in die Tiefen eines Regals zu legen. Entweder war das ausgesprochen gedankenlos oder sogar schon mutwillig.
Miràcoli Avanti: Zwei getrennte Beutel, die mit einem Aufkleber zusammengehalten werden. Vorgegarte Nudeln im einen, fertige Sauce im anderen Tütchen.
Nun haben wir einen ganzen Haufen der Nur-Nudel-Tütchen gefunden, von denen die Saucen abgerissen waren. Da haben doch echt Leute die kleinen Beutelchen mitgehen lassen. Nicht eine, nicht zwei – nein, fast ein Dutzend.
Nett von euch Jungs, dass ihr diesen Stadtteil so sehr kulturell bereichert. Nur, dass ihr für über 130 Euro (!) Ware klauen wolltet und dann mit Beleidigungen und Drohungen um euch geworfen habt, war nicht so nett.
"Kannst du mal eben was auf dem Video nachgucken?", sprach mich meine Mutter an. "Ich hatte in meinem Einkaufswagen, in dem ich meine Unterlagen aufbewahre, auch eine offene Tüte Marzipankartoffeln liegen. Dann war ich nur ein paar Minuten weg, komme wieder und irgendjemand hat die Kartoffeln alle im Wagen zwischen die Gitterstäbe gesteckt."
Der Typ, der das getan hatte, war sogar noch im Laden. Ein ziemlich heruntergekommener Typ, mit tabakbraunen Fingerspitzen und schwarzen Fingernägeln. "Ich hab' da nur eine gegessen", redete er sich heraus. Warum er die anderen Marzipankartoffeln im Wagen verteilt hatte, erklärte er mir nicht mehr. Aber er hat die Tüte wenigstens ohne lange Diskussion bezahlt.
Eine fast neunzigjährige Stammkundin sprach mich an: Sie würde seit dem Vortag ihre Geldbörse vermissen. Hundertprozentig hätte sie die eingesteckt, aber als sie an der Kasse ankam, sei ihr Portemonnaie verschwunden gewesen.
Wir sahen uns die Videoaufzeichnung an: Die alte Kundin betrat den Laden und steuerte zunächst direkt auf den Leergutautomaten zu. Einen Einkaufswagen, in dem sich ihre offene Handtasche befand, hatte sie schräg hinter sich stehen. Während sie ihre Flaschen abgab, näherte sich ihr eine etwas heruntergekommen wirkende Frau und blickte direkt und ziemlich unverfroren in die offenstehende Tasche und wandte sich dann aber schnell wieder ab.
In den folgenden 15 Minuten hielt sich diese Frau immer irgendwie in der Nähe meiner alten Stammkundin auf. Tat zwar immer so, als würde sie sich zufällig für die Produkte in der Nähe interessieren – aber es war doch deutlich zu erkennen, wie sie immer wieder in unbeobachten Momenten die Nähe des Einkaufswagens und der offenen Handtasche suchte.
Schließlich gelang es ihr, in die Tasche zu greifen. Schnell ließ sie das Portemonnaie in ihrer Jackentasche verschwinden, stellte ihre "Alibi-Produkte", die sie in der Hand hielt, in das nächste Regal und verließ den Laden. Dabei ließ sie sich noch eine gefüllte Tragetasche mit SPAR-Aufdruck von meiner Kassiererin aushändigen.
Was zum..? Wir sahen uns die Ereignisse an, die vor dem neugierigen Blick in die Tasche stattgefunden hatten. Die Frau hatte zunächst ganz normal ein paar Dinge eingekauft. Während sie noch in der Warteschlange stand, betrat ihr späteres Opfer den Laden. Sie bezahlte, ließ die Tasche an der Kasse stehen und betrat den Laden erneut. Wie es weiterging steht oben.
Wir haben die Videoaufzeichnung gesichert und eine Kopie davon für die Polizei auf CD gebrannt. Die alte Dame haben wir schließlich sogar noch zur Polizeiwache gefahren, wo sie den Diebstahl anzeigte. Ob die Bilder irgendwie helfen werden? Ich würde es wünschen. Der alten Frau ging es gar nicht so sehr um die paar Euro oder einen neu zu beschaffenden Ausweis. Es war die Demütigung, der Übergriff auf fremdes Eigentum. Und glaubt mir: Ich konnte das mehr als gut nachvollziehen...
Da die Person das Blog nicht kennen wird, besteht wohl auch keine Gefahr, dass dieser Blogeintrag ihn ab jetzt vorsichtiger werden lässt.
Wenn der Typ jedenfalls nochmal wiederkommt, der hier regelmäßig mit Nüssen "Druckbetankung" macht, ist er fällig. Jetzt haben wir Fotos und ein Video von ihm und da hilft ihm auch keine Ausrede mehr.
Und wer mit so einer markant durchlöcherten Hose und auffällig bedruckter Kapuzenjacke herumläuft, macht einem die Erkennung netterweise noch einfacher.