Skip to content

nein-zur-ausbildungsabgabe.de

Schon vor längerer Zeit wollte ich an dieser Stelle etwas zur angedachten "Ausbildungsabgabe" schreiben. Vor allem, dass dies wieder eine von sesselpupsenden Theoretikern ausgedachte Regelung ist. Von Politikern, die vom Leben nichts mitbekommen oder sich die Wahrheit "da draußen" schöndenken. Inzwischen wurde diese Abgabe im Senat beschlossen.

Wir leben im Jahr 2023. Die Menschen im ausbildungsfähigen Alter, also die komplette GenZ, möchte zu großen Teilen eine hübsche Work-Life-Balance ohne schmutzige Hände. Das Problem auf dem Arbeitsmarkt ist nicht, dass es nicht genügend Lehrstellen gibt. Das Problem ist, dass die Unternehmen diese einfach nicht besetzen können, weil es an brauchbaren Azubis mangelt – sofern man überhaupt noch einen findet, der das Konzept der körperlichen Arbeit nicht abstoßend findet. Gerade das Bauhandwerk tut sich da sehr schwer. Tischler mal ausgenommen, die haben genügend Nachwuchs, vielleicht auch noch die Zimmerleute. Wenn all diese Firmen auch noch eine Strafe dafür zahlen müssten, dass sie keine Auszubildenden haben, wäre dies eine Frechheit sondergleichen.

Eben bin ich an einer großen Werbung für nein-zur-ausbildungsabgabe.de vorbeigekommen. Dort gibt es Hintergrundinfos und einen Link zur Petition gegen diese Abgabe bei change.org. Ich weiß nicht, ob diese Petition jetzt nachträglich noch etwas an der Abgabe bewirken kann, aber ich habe auch unterschrieben.

Trackbacks

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Martin Steiner am :

Ich kann dich da total verstehen. Allerdings sind halt leider die Verdienstmöglichkeiten im Einzelhandel unterirdisch.

Zum einen sagt man das sind Systemrelevante Jobs und auf der anderen Seite kann man damit nicht wirklich gut verdienen.
Verstehe mich nicht falsch! Das ist nicht deine Schuld, sondern betrifft ja auch viele andere Branchen. Lösen kann man das vermutlich nur wenn die Politik und die Gesellschaft radikal die Weichen umstellt (und man akzeptiert das Nahrungsmittel in Deutschland tatsächlich viel zu billig verkauft werden. Natürlich müssen die Preise hier dann steigen wenn man die Leute besser bezahlt)

Ist wie immer: Einfache Antworten auf komplexe Fragen gibts halt nicht.
Aber Firmen zu bestrafen weil sie keine Azubis finden ist schon hart und null Lösungsorientiert.

Benjamin am :

Naja, das ist auch etwas verkürzt. Der daraus entstehende Fonds soll ja gerade dafür genutzt werden
- Unternehmen auch finanziell zu fördern, die Ausbilden. Die finden ja nicht magisch Azubis wenn alle anderen keine finden, sondern investieren entsprechend in Recruiting und die Attraktivität des Berufsbildes. Das die Konkurrenz ausbildet und man selbst nicht heißt ja auch, dass die Konkurrenz einem den künftigen Arbeitnehmernachschub aufbaut. Da kann man sich auch ohne "Strafrethorik" solidarisch dran beteiligen
- Azubibegleiter als neue Rolle zu schaffen, so dass weniger Menschen abbrechen
- Bessere Azubi-Anwerbeprogramme zu schaffen.

Irgendjemand muss für sowas zahlen. Und noch unfairer wäre es doch, wenn es diejenigen sind, die sich heute schon den Arsch aufreißen, um Azubis zu finden, zu motivieren, bei der Stange zu halten und so ganzen Industrien den Nachwuchs zu schaffen.

Um mal unser örtliches Verkehrsreferat zu zitieren: "Wir bilden viel aus, aber sind am Ende nur der Durchlauferhitzer für die Deutsche Bahn. Da wechseln nach der Ausbildung alle hin, weils spannender ist.". Wie auch immer die die Azubis finden - sie erfüllen eine wichtige Rolle für die Branche, die entsprechend honoriert werden darf.

Martin Steiner am :

Wenn man die Annahme trifft das es genug Azubis gibt die geeignet sind und Bock auf die Lehre im (Einzel)Handel haben, ist das sicherlich korrekt.

Meine These ist aber eher das die "guten" Kandidaten sich nicht für den Lehrberuf im Handel interessieren, weil der Beruf nach der Ausbildung (wie bei vielen anderen Berufen auch) echt besch. bezahlt ist.

Conny May am :

Nicht nur die Bezahlung ist besch*, auch die Arbeitszeiten.
Mo-Fr, 6-24 Uhr (je nach Land). Privat- & Familienleben kannst dir da aufmalen.
Bin auch raus ausm Handel obwohl ich meinen Job ansich echt mochte.

Panther am :

Dafür können Beschäftige in anderen Branchen von nicht vorhandenen Nachtschichten, kaum geteilten Arbeitszeiten, überwiegend freien Sonn- und Feiertagen etc. nur träumen. Wobei ich es eher so kenne, dass sich Schichtdienstler häufig sogar bei geringfügigen Zuschlägen um entsprechend "schlechte" Dienste reißen, oft schon aus praktischen Gründen bzw. wegen familiärer Abhängigkeiten.

Raoul am :

Abgesehen davon können Nachtschichten für „Eulen“ eine gar nicht so schlechte Sache sein. Mehr Geld dafür, daß man etwas tut, das seinem Schlafrythmus besser entgegen kommt: Warum nicht?

Panther am :

Die Verbraucherpreise im LEH & Co sind ja schon, teils sehr deutlich, über die Entwicklung des Lohnniveaus hinaus angestiegen, dann kann letzteres bei Gelegenheit mit angepasst werden ... ;-) :-(

Ausbilder Schmidt am :

Einfach für mehr potentiellen Azubinachwuchs sorgen.

SPages am :

Ich Stimme dir zu Björn, das Problem liegt anders als die Politik behauptet.

Ich hatte diese Woche ein kleine ambulante OP im Krankenhaus, die da es nichts lebensbedrohliches war mehrfach verschoben wurde. Soweit so verständlich. Aber so hatte ich auch Zeit dem Personal "über die Schulter" zu schauen. Ich hatte auch schon vorher gehört das es dem Gesundheitssystem nicht gut geht, aber was ich erlebt habe war ein "Patient" kurz vor sterben und das alles für eher geringe Löhne. Rein handwerklich ist die OP sehr gut verlaufen.

Die Mitarbeiter haben echt meinen Respekt das sie den Job unter solchen Bedingungen überhaupt machen.

Mitleser am :

Die Jugend von heute will ihre Barrne halt am liebsten mit Nichts-Tun verdienen, bisschen Twitch, bisschen TigTog, schon fließen die Kohlen, vielleicht dazu noch OF und schon kann man sich als selbstständiger Schichtarbeiter auch den Ford Ränscher, der übrigens ein richtiges Monster ist, leisten.
Man muss lediglich darauf achten, dass man wie ein meddlfrängischer Buttergolem endet.

Mitleser am :

Im letzten Satz fehlt ein „Nicht“.

In diesem Sinne: Meddl off.

naja am :

Dass die heutige Jugend die schlimmste jemals ist, wusste schon Sokrates.

Zeddi am :

Das "Problem" ist doch das es da draußen X Karrieremöglichkeiten gibt die einfach viel mehr und langfristig hohes einkommen zu viel besseren Arbeitsbedinungen in aussicht stellen als zb im Einzelhandel oder im Handwerk.

Dazu "sollen sich die Azubis mal nicht so anstellen" wenn auf der Baustelle mal nen Stein nach ihnen geschmissen wird.

Sehr viele "kleinere" und auch viele größeren Betriebe haben halt völlig verpennt das sich in den letzten10 Jahren - wie erwartet im demographischen Wandel - der Arbeitsmarkt komplett gedreht hat.

Die leute kriegt ihr auch nicht mehr wieder, so viel Lohn kann ein Einzelhändler oder Handwerker garnicht zahlen, und wir befinden uns erst am Anfang dieser entwicklung vor denen alle voll bewusst und gegen jede Empfehlung entsprechender Forscher halt begeistert die Augen geschlossen haben.

Nun ist guter Rat teuer - ich hab leider auch keinen - wer vergleiche zum Klimawandel findet ... das ist kein Zufall.

Und die ganzen Konservativen die sehr aktiv 10 Jahre gute möglichkeiten (Qualifizierte Einwanderung zb!) um das Problem zu lösen blockiert haben bis das Kind tief in den Brunnen gefallen ist, fällt jetzt nichts besseres ein als auf der Jugend rumzuhacken, nur weil sie ihr aus Arbeinehmersicht fantastisches privileg des Arbeitnehmermarktes auch nutzen.

Die gleichen die gesagt haben wenn vor 20 Jahren jemand Arbeitslos war und/oder für 7,50 Brutto arbeiten sollte Joooaaaa so ist halt der Markt, da müst ihr halt mit leben. Aber kaum ist "der Markt" mal auf der anderen Seite wird nach der Politik geschrien.

Panther am :

Selbst das Handwerk ist gegen die meisten Beschäftigungsverhältnisse in Handel, Verkehr & Co noch weit im Vorteil (Löhne, Arbeitszeiten/Planbarkeit, weniger Monotonie,
lohnenswertere Entwicklungsmöglichkeiten, weniger direkter/ständiger Endkundenkontakt usw.).

Dinges am :

@Zeddi
So isses. Erst hat man (natürlich nicht jeder) jahrzehntelang gepennt und nach unten getreten ("Lehrjahre sind keine Herrenjahre"). Jetzt wo sich der Spieß dreht, wird gejammert.

Wer der "Strafzahlung" entgegen will, kann ja das Geld in seine (zukünftigen) Azubis stecken.

Piet am :

Ay Zeddi,
sehe ich genauso. Vor noch nicht allzulanger Zeit gab es Fernsehsendungen, wo sich drei Jugendliche um einen noch nicht einmal besonders tollen Ausbildungsplatz gestritten haben. Wo jedes Jahr tausende von Schülern die Schule ohne Perspektive verlassen hatten und Abiturienten Realschulabsildungen absolvierten. In der Altersklasse 25-35 gibt es über eine Mio. Menschen, die keinerlei Ausbildung haben. Die Gesellschaft kann es sich nicht leisten, ein solches Potential zu verschwenden, während die Zukunft Herausforderungen bietet.
Von daher finde ich solche Abgaben gut und wichtig.

Madner Kami am :

Jupp, sehe ich genauso. Was in meiner Branche mit den Anfängern und "einfachen" Mitarbeitern gemacht wird, ist jenseits von gut und böse. Regelmäßig wird mehr Leistung verlangt aber nichts getan um das auch zu ermöglichen. Neulinge werden zusammengeschissen weil sie kleinste Fehler machen und keiner die Zeit hat sie wirklich richtig in den Job einzuarbeiten, ala Klassiker: Du läufst zwei Wochen mit, eine davon komplett betreut und eine davon halbselbstständig als Brückenschicht. Ergebnis? Zwei Tage mitgelaufen und dann direkt alleine in die Frühschicht am Freitag und Samstag gesetzt. Natürlich geht alles in die Binsen und nach dem Zusammenschiss geht der Neuling direkt wieder, weil wieso sollte er/sie sich das antun... Das Problem ist einfach nur hausgemacht, auch wenn diese Maßnahme sicherlich auch wieder ein paar treffen wird, die nichts dafür können.

IHK am :

Ab sofort nur noch ausgebildete Inventurhelfer einsetzen!

Erich H. am :

Wie heute in der Zeitung zu lesen war sind die Jugendlichen die dann doch Ausbildungswillig sind sehr oft nicht Ausbildungsfähig,es sind starke Bildungsdefizite festzustellen.Sehe ich ja bei unserem Knaben,das was man ihm derzeit in der siebten Klasse beibringt entspricht in vielem eher dem was wir noch in der vierten Klasse lernen mussten.Die Bildung wird in Bremen mit immer größerem Tempo an die Wand gefahren,aber die Unternehmen sollen es nun wieder richten.....

Ingo am :

Bei der bescheidenen Rechtschreibung im Beitrag anderen Leuten "Bildungsdefizite" zu unterstellen, ist aber auch irgendwie ein wenig ironisch. Oder war das als Selbstkritik gedacht?

Madner Kami am :

Komm mal von dem Ross runter. Es gibt auch Leute mit Lese-/Rechtschreibschwäche und zwar garnicht mal so wenige.

Raoul am :

Aber letzten Endes untermauert es seinen Standpunkt. Er hat ja nicht behauptet, daß das damalige System bereits das Nonplusultra gewesen sei.

Dingens am :

Klingt wie: "Wie können es die jungen Leute nur wagen, keine miesen Jobs bei mieser Bezahlung machen zu wollen."

Madner Kami am :

Genau das ist auch der Fehler der gemacht wird. Es gibt weniger Nachwuchs, ja, aber die Unternehmenskultur und der Blick vieler ist noch durch die 90er geprägt, wo es Mensch wie Sand am Meer gab und sich zehn Leute um eine Stelle geprügelt haben. Der Mitarbeiter ist heute kein Bittsteller mehr, sondern Tonangeber. Gab es schon mal. Kurz nach der letzten großen Pestwelle. Plötzlich war der einzelne wieder etwas wert. Führte zur Renaissance und schlussendlich der industriellen Revolution. Wird mal wieder Zeit für eine.

Ingo am :

Nun, hier hat schon die Drohung etwas bewirkt. Das Unternehmen, welches in diversen Bereichen ausbilden könnte, in denen man sicherlich noch gut Nachwuchs finden kann, hat bisher fast gar nicht ausgebildet.

Nun kommt die Unternehmensführung auf einmal an und fordert dazu auf, doch bitte mehr auszubilden. Nur kurze Zeit, nachdem die Abgabe angekündigt wurde. Es scheint somit zumindest an manchen Stellen zu funktionieren.

Rolf am :

Wenn ich daran denke, wie einige meiner Schüler:innen bei der Suche nach Praktikumsplätzen und im Praktikum behandelt wurden, wundert mich nicht, dass sie weiter den Weg in der Schule suchen.

Cosmo am :

Die junge Generation ließt vermutlich eher keine Blogs. Wenn doch, wäre spätestens jetzt der Punk, wo sie sich sagt: "Harter Job, eher geringes Gehalt, täglich mit Idioten zu tun haben und der Chef hält mich sowieso schon fürn Dulli, danke nein."

Ich hab öfters mit Azubis zu tun und die Schublade passt einfach nicht. Die lassen sich nur nicht verarschen und verstehen 40h Kasse + Waren einräumen für 14-16 € / h nicht als Traumjob und rennen die Bude ein. Sehen sie ein Sinn in der Arbeit, gibt man ihnen Möglichkeiten mitzugestalten und vor allem Respekt, sind sie äußerst angagiert.

Einfach ist es nicht, aber die Kollegen sind auch kreativ unterwegs. Aussagekräftige Jobseiten, Videos auf YT und Insta, die Team und Arbeit vorstellen, Bewerbung ohne Anschreiben, Bewerbung per Videocall, Bewerbertag,... Die Zentrale scheint da auch tlw. zu unterstützen. Das kannst Du besser. Bring deine Leidenschaft und den Blog zu den Kandidaten.

Davon ab, ich halte die Abgabe aber auch nicht für sinnvoll.

Nur registrierte Benutzer dürfen Einträge kommentieren. Erstellen Sie sich einen eigenen Account hier und loggen Sie sich danach ein. Ihr Browser muss Cookies unterstützen.

Die Kommentarfunktion wurde vom Besitzer dieses Blogs in diesem Eintrag deaktiviert.

Kommentar schreiben

Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.
:'(  :-)  :-|  :-O  :-(  8-)  :-D  :-P  ;-) 
BBCode-Formatierung erlaubt
Die angegebene E-Mail-Adresse wird nicht dargestellt, sondern nur für eventuelle Benachrichtigungen verwendet.
Formular-Optionen