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Gedanken zur Tafel

Die "Tafeln" wurden gegründet, um Lebensmittel, welche im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwendet und ansonsten vernichtet werden würden, an Bedürftige zu verteilen.

Statt sich zu freuen, dass es derzeit kaum Lebensmittel gibt, die man retten müsste, jammern die Tafeln jedoch herum und betteln um Spenden. Ich folgere daraus, dass es gar nicht primär darum geht, die Verschwendung von Lebensmitteln zu verhindern, sondern sich vor allem für sein eigenes Tun feiern zu lassen. Die Wählerischkeit bei der Auswahl der Spenden fand ich früher schon sehr unangenehm, siehe Rosenkohl.

Das ist genau wie mit den Veganern, die sich darüber beklagen, dass immer mehr vegetarische und vegane Produkte als Fleisch-Alternativen auf den Markt kommen und somit auch bei der breiten Masse populär werden. Da geht es auch nicht um die Tiere, sondern um den eigenen elitären Status, den man zu verlieren droht.

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Kommentare

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Mitleser am :

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und finde, dass es in westlichen Industriestaaten eigentlich keinen Bedarf an Tafeln geben dürfte/müsste.

Alexander M. am :

"Die "Tafeln" wurden gegründet, um Lebensmittel, welche im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwendet und ansonsten vernichtet werden würden, an Bedürftige zu verteilen.

Statt sich zu freuen, dass es derzeit kaum Lebensmittel gibt, die man retten müsste, jammern die Tafeln jedoch herum..."

Die Tafeln wurden zunächst mal gegründet, um Bedürftige mit Lebensmitteln zu unterstützen. Dass dabei Lebensmittel vor dem Wegwerfen gerettet wurden, war ein positiver Nebeneffekt.

Dass die Zahl der Bedürftigen, die auf solche Lebensmittelspenden angewiesen ist, massiv gestiegen ist, ist ein Armutszeugnis für unseren Sozialstaat. Jetzt aber den Tafeln angesichts der Tatsache, dass es für diese Bedürftigen nicht mehr genug Lebensmittelspenden gibt, vorzuwerfen, sie würden jammern, ist übelste Wohlstandsverwahrlosung von jemandem, der halt auf der Sonnenseite des Lebens lebt.

Andi am :

Nee, Björn hat das schon korrekt dargestellt. Ausgangspunkt der Tafeln ist die Überlegung "wohin mit den abgelaufenen Lebensmitteln", und "Verteilung an Bedürftige" ist halt nur die gefundene (aber auch naheliegende) Lösung dafür, nicht andersherum.

Alexander M. am :

Was war zuerst? Huhn oder Ei?

Supporthotline am :

Hast du das den Initiatoren schon erzählt, dass du recht hast und sie nicht wissen was sie selbst gegründet haben? https://www.tafel.de/ueber-uns/die-tafeln/geschichte

Moritz am :

Also ich ernähre mich selber flexitarisch und habe glaube ich schon sehr viel Kontakt zu verschiedenen Menschen die sich vegan ernähren oder es zumindest meistens probieren. Ich kenne zumindest keinen der die Meinung vertritt, dass dies doof sei. Im Gegenteil: Die Leute freuen sich, dass es in der breiteren Masse ankommt und auch bei Burger King zb jetzt Vegane Alternativen erhältlich sind. Auch wenn die gesundheitlich echt Mist sind. Ist halt immer noch Fast Food.

Aus meiner Sicht gibt es viele Vorurteile über Veganer weil es sich erstmal extrem anfühlt nur wenn man sich genauer damit beschäftigt ist an vielen gar nichts dran.

Jonas am :

Die Menschen bei den Tafeln kümmern sich aus der Sicht der meisten Menschen primär darum, arme Menschen zu versorgen, die sich sonst grundlegende Lebensmittel nicht leisten könnten. Sie sind mit diesen armen Menschen auch in engem Kontakt und wissen genau, was mit diesen passiert, wenn weniger Lebensmittel zur Verfügung stehen. Wenn sie dann „betteln“, dann hauptsächlich um dieser Menschen willen.

Nicht der Andere am :

Aus dem Gründungsgedanken der Tafel kann man doch nicht schlussfolgern, daß die sich über derzeit - mutmaßlich vorübergehend - nicht verfügbaren Überfluss zu freuen haben. Wenn es fortan praktisch keine Lebensmittelentsorgung mehr geben sollte, dann wäre das eben so - und natürlich auch besser als eine teilweise Sekundärverwertung der Entsorgungslebensmittel. Aber den Überfluss, die Tafeln, die Mitwirkenden, die Abnehmer und die Abläufe dazwischen gibt's nunmal. Da ist's schon doof, wenn's plötzlich aus quasi tertiären Gründen flach fällt.

Ist nun aber auch nicht flächendeckend so, daß es kaum was zu retten gäbe.

Inge am :

Diese Aussagen kann ich nicht bestätigen. Ich habe lange bei der Bahnhofsmission gearbeitet. Einmal in der Woche bekamen auch wir Dinge von der Tafel, die wir brauchen konnten.
Das Problem ist, dass die Tafeln nicht mehr mit der aktuellen Entwicklung (Flüchtlinge Ukraine, Teuerung) mithalten können. Die Bedürftigen werden massiv mehr, die Spenden aber weniger, die Ehrenamtlichen sind erschöpft - und es gibt Städte & Landesregierungen, die ganz viel auf die Tafel abschieben statt selbst zu unterstützen (z.B. mit Lebensmittelmarken) - und die Tafeln sogar offen bedrängen, sich gefälligst mehr anzustrengen.
Dass ab & an Dinge wie z.B. Rosenkohl nicht mitgenommen werden, kann ich verstehen. Die Ehrenamtlichen wissen, was geht und was nicht. Rosenkohl geht wohl nicht. Auch Nicht-Bedürftige mögen ihn sehr oft nicht. Er ist ja nun auch speziell. Ist es fair, Bedürftigen zu sagen, dass es ihnen ja wohl nicht sooo schlecht gehen kann, wenn sie Rosenkohl nicht mögen?
Mir tun die Ehrenamtlichen der Tafeln im Moment ziemlich Leid.

B. Sucher am :

"Ist es fair, Bedürftigen zu sagen, dass es ihnen ja wohl nicht sooo schlecht gehen kann, wenn sie Rosenkohl nicht mögen?"

Ja, das ist fair.
Wenn ich Hilfe benötige sollte ich dankbar statt wählerisch sein.
Meine Eltern pflegten uns Kindern, wenn wir mäkelten, zu sagen: "Lass es doch stehen, dann hast Du wohl keinen Hunger." Und natürlich gab es zur nächsten Mahlzeit das Selbe.
Fanden wir als Kinder nicht cool, war aber absolut richtig.

Dirk am :

Rosenkohl hat 43kcal pro 100g. Um ihn zuzubereiten braucht man Wissen und eine Küche. Wer kennt es nicht welche Lebensmittel man wählt wenn man hungrig ist. Rosenkohl ist eher was als Spende für eine Suppenküche.

Supporthotline am :

Hattest du schon mal nach Rosenkohlkonsum derbsten spitzenden DÜNNSCHISS und Krämpfe, die der einer Geburt in nichts nachstehen? Das Problem der Unverträglichkeit haben viele Menschen. Dein Kommentar ist also entweder bewusst erbärmlich polarisierend, oder die Initialzündung, dich mal zu informieren. Ich hoffe letzteres.

Nach deiner Denke könnte man sich dann auch drüber echauffieren, dass die miesen Schmarotzer die Caroliner Reaper ablehnen, obwohl die doch so viel Vitamin C enthält...

Scholle am :

Ok ... ich weiß, mein Sohn mag keine Bohnen .. und weil er sie nicht essen mag serviere ich sie ihm zum Abendbrot gleich nochmal. Das ist nicht "gute Erziehung" das ist Missbrauch meiner Person als Vater. .. Dass du deinen Vater für so eine Scheiße feierst finde ich persönlich ziemlich traurig.

Bloß weil jemand arm ist oder sich in einer abhängigen Lebenssituation befindet, ihm das Recht abzusprechen, eine eigene Meinung, Vorlieben oder Abneigungen zu haben ist eine ziemlich eklige Einstellung.

Herbert Eisenbeiß am :

Nein, es ist nicht fair wenn man Armen sagt, dass sie arm sind und es ihnen wohl noch nicht schlecht genug geht, weil sie gewisse Sachen nicht haben wollen.

Die Meinung ist verständlich. Wenn man denen sowas aber offen sagt, dann ungefähr genauso passend als würde man jemandem bei 1,60 m Größe und 150 kg Lebendgewicht sagen, dass er ein fetter Vielfraß ist.

phil am :

Als Veganer bin ich grad n bisschen irritiert über den letzten Absatz. Die gibts wirklich (in auffälligen Mengen)? o.O Ich freue mich über jedes neue vegane Produkt und jede Alternative die auf den Markt kommt, auch weil es dadurch immer leichter wird, sich vegan zu ernähren.

Georg am :

Vor ca.10 Jahren waren meine Frau und ich kurz mal genötigt bei einer Tafel Gäste zu sein.Abgesehen davon das es Waren gab die nur an gute Bekannte abgegeben wurden(Kaffee,Tee,Schinken z.B.)wurde die Ware an die ersten Bedürftigen sehr großzügig verteilt,so das später dann kaum noch etwas zu bekommen war und dann haben die Glücklichen ersten dann im Nahen Park erst einmal geschaut was man so bekommen hat und unbeliebtes wurde weggeworfen so das im Park immer eine Spur aus Brot,Brötchen und unbeliebtes Gemüse gelegt wurde als ob Hänsel und Gretel unterwegs waren.....

Jens am :

Das Motto der Tafeln ist zwar "Lebensmittel retten. Menschen helfen.", aber bei vielen Freiwilligen ist der zweite Teil die Hauptmotivation. Von daher tut es dort vielen weh, dass sie Menschen wegschicken müssen - Wohl wissend, dass die, die schon bisher darauf angewiesen waren, bei den Tafeln einzukaufen, mit den steigenden Preisen nun noch mehr Schwierigkeiten bekommen werden.

Chris-Tian am :

Unpopuläre Meinung: Die Tafeln dienen schon immer nur der Selbstbeweihräucherung der Ehrenamtlichen. Auch wenn die ausgezahlten Beträge von Jobcentern & Co. sicherlich knapp kalkuliert sind und im Moment vermutlich kaum noch für eine vernünftige Ernährung reichen: Zum Kauf von Lebensmitteln gibt's für arme MitbürgerInnen Geld vom Staat. Hier wurde in den letzten 30 Jahren flächendeckend eine Struktur geschaffen, die es so eigentlich nicht geben sollte. Viel mehr Händler sollten Lebensmittel, die aktuell an die Tafeln gehen, selbst kostenlos verteilen, wie es teilweise ja schon Praxis ist. (Natürlich muss es auch Menschen geben - ehrenamtlich oder professionell -, die Personen, die aus persönlichen oder finanziellen Gründen nicht in der Lage sind, sich in normalen Geschäften zu versorgen, unterstützen - aber das können nicht so viele sein, wie aktuell von den Tafeln versorgt werden.)

Herbert Eisenbeiß am :

Hallo Björn,

das mit den Tafeln muss man im gesellschaftlichen Kontext sehen, um es richtig einordnen zu können. Fangen wir als mal an!

Die Tafeln wurden in Deutschland so richtig groß nach der Einführung von Arbeitslosengeld II, auch bekannt als Hartz IV in 2004. Bei HartzIV bekommt der Arme monatlich die Miete bezahlt plus einen gewissen Betrag, von dem er leben muss. Dieser Betrag, Regelsatz genannt, lag 2004 bei 345 Euro. Davon muss der Arme alles bezahlen, was man so zum Leben braucht, und auch noch seinen Strom bezahlen. Im Regelsatz sind bei Erwachsenen täglich ca. 5 Euro für Essen/Getränke vorgesehen (155,82 Euro/Monat). Am Besten sogar noch Geld ansparen für den Fall das mal was kaputt geht wie eine Waschmaschine. Bei vielen reicht das Geld dann von vorne bis hinten nicht.

Aktuell liegt der Regelsatz bei 449 Euro. Übrigens: die Empfehlung der Hartz-Kommission für den Regelsatz lag bei 500 Euro.

So. Diese Menschen bekommen also Geld, was zum Sterben zu viel und Leben zu wenig ist. Je nachdem, was sie an realen Kosten haben, wird hier schon der Einkauf im normalen Supermarkt problematisch. Viele sind auf die Tafeln angewiesen, weil sie nur da Essen bekommen, was sie sich mit dem bißchen Geld leisten können, weil der Staat einfach damals und bis heute bewusst knausert. Wenn die Tafeln aber kein Essen mehr haben, werden die meisten Kunden der Tafeln es sich kaum leisten können, normal einkaufen zu gehen. Deswegen jammern sie gerade.

Die Tafeln waren und sind also ein privates, stützendes Element des Sozialstaats. Wenn nun die Tafeln kein Essen mehr haben, dann haben die Kunden der Tafeln ein Problem. Und wenn es lange so sein sollte die Gesellschaft. Und darum geht es.

Übrigens wird aber auch genau das häufig den Tafeln vorgeworfen: dass sie durch ihre Existenz und Wirken dafür die Grundlage schaffen, dass der Staat sich nicht schon längst gezwungen sah den Regelsatz erhöhen zu müssen. Warum auch? Er kann ja einfach die Tafeln verweisen...

B. Sucher am :

Die 'Argumentation' "zu wenig zum Leben!" hört man öfter, insb. von Sozialverbänden (also Lobbyisten, die von der und für die Sozialindustrie leben).
Aus langjähriger eigener Erfahrung (vor Corona inkl. 'Coaching' von Hartzern) kann ich sagen, dass der H-IV-Satz bis Ende 2021 (die aufkommende massive Inflation wird das wohl leider ändern) mehr(!) als hinreichend zum Leben und zur Bildung von Rückstellungen war.

Den meisten Bedürftigen fehlt es vor Allem an grundlegender Haushaltsplanung und Finanzbildung, beginnend mit dem Führen eines Haushaltsbuches.
Beispiel-Budget für 1-Personen-Haushalt in €/Monat
- Lebensmittel 150 €
- Gesundheit 20 € (240 € p.a.)
- Kleidung 20 € (240 € p.a.!)
- Transport 30 €
- Unterhaltung 50 €
- Ausrüstung/Einrichtung Haushalt (== Rückstellungen) 65 € (780 € p.a.!)
- Strom 30 €
- Kommunikation (Internet, Smartphone) 30 €
== 395 € p.m.

Davon macht man keine Sprünge, aber man lebt auf einem guten Discounter-Niveau.
Es hilft der Psyche natürlich, das freiwillig zu machen (weil man sparsam erzogen wurde und den überschiessenden Teil des Einkommens investieren will). Aber selbst wenn man von 0 kommt kann man nach ein paar Jahren H-IV ein Polster haben, das Ruhe/Sicherheit gibt.
Und es zeigt eben insbesondere, dass man von H-IV leben und auch noch sparen kann.

P.S. Jetzt kommen dann Einwände wie "ja, aber wenn man krank ist reichen 20€/Monat nicht!!1!" etc. Einzel/Härtefälle abzufedern ist nicht Aufgabe von H-IV, das muss für sich gelöst werden.

Herbert Eisenbeiß am :

Nochmal für Sie zum Mitschreiben: als HartzIV 2004 eingeführt wurde, da war die Empfehlung der Kommission, die dieses erschuf für den monatlichen Regelsatz 500 Euro. Die Politik machte dann deutlich weniger draus.

Und ansonsten ist ihr Kommentar auch schlichtweg Blödsinn: die vielen vielen Kunden an der Tafel widerlegen dies. Da gibt es genügend, die Planen können, es reicht einfach nicht. Abgesehen davon sorgt es auch für eine Verfettung der Gesellschaft, denn je ärmer jemand ist, desto tendenziell fetter ist er. Das ist eine Korrelation, die in den USA schon länger nachgewiesen wurde und auch bei uns gilt.

Das sieht ja man schon in der Aufstellung: Strom pro Person 30 Euro/Monat! Reell ist aktuell mindestens 60 EUR! Und so zieht sich das einfach wie ein roter Faden durch dieses gesamte Wunderwerk der Lügen.

Supporthotline am :

Spar Dir Deine Zeit. Er ist ein "Coach" und wir alle wissen, was es mit "Coaches" auf sich hat. Alle gescheiterten Existenzen aus meiner Schulzeit, sind heute "Coaches", "Lebensberater" und oder versuchen einem Schneeballsysteme die "wieso XYZ garantiert kein Schneeballsystem ist, erfährst du hier, oder komm in mein "Seminar"" anzudrehen.

Herbert Eisenbeiß am :

Nun der Grundgedanke des Coaching ist ja derselbe wie bei HartzIV - wenn etwas schief läuft, dann muss es ja immer an einem selber liegen und nie an den anderen. Also muss man an sich selber arbeiten. Von daher - ja.

Wenn jemand also mit 55+ nach 30 Jahren Arbeit gekündigt wurde, und keinen Job mehr findet von dem er leben kann, dann liegt das natürlich ganz klar an ihm und nicht daran, dass kaum ein Arbeitgeber solche Personen heutzutage noch einstellt.

Dann kommen die Coaches daher, die ihm klarmachen es liegt an ihm und nicht am Alter, und - Tsjakka! - er muss nur wollen. Und bekommt er schließlich eine Stelle als Reinigungskraft in Teilzeit, tja, dann ist das doch ein Riesenerfolg nach vielen Coaches weil es zeigt doch eindrucksvoll es geht doch, wenn man nur will, auch wenn er vorher als was ganz anderes gearbeitet hatte und deutlich mehr Geld verdient hat.

So und nicht anders sieht doch bei vielen Coaches und Schwachsinnsmaßnahmen die Realitätsverdrängung aus.

B. Sucher am :

WOW, ganz schön aggressiv...

Grundsätzlich:
Welcher Teil von "bis Ende 2021" will Ihnen nicht eingehen?

Regelsatz:
Ja, man schlug mehr vor, aber selbst mit dem heutigen Regelsatz ist H-IV so attraktiv, dass es nicht Wenige gibt, die H-IV als BGE betrachten. Das wird auch recht offen kommuniziert - "Ich bin doch nicht blöd und mach eine Lehre, wo ich nur 1200 € kriege!" oder "Ich gehe doch nicht 8 Stunden am Tag für Mindestlohn arbeiten!"
Gerne übrigens in linken/alternativen Kreisen, die "das Schweinesystem nicht unterstützen!" wollen - aber gerne von ihm leben.

Die "vielen vielen Kunden an der Tafel" haben idR individuelle Gründe. Neben dem von mir erwähnten Mangel an "grundlegender Haushaltsplanung und Finanzbildung" ist ein Weiterer das Festhalten an 'zu teurer' Wohnungen. Wieder Andere (ins. Rentner) sind zu stolz, um Sozialleistungen anzunehmen oder wissen gar nicht, was ihnen zusteht. Nicht zuletzt gibt es die Gruppe, die sich "in H-IV eingerichtet hat", das System bestmöglich nutzt. Tafeln, vergünstigte Tickets und Eintritte (bis hin zu gratis) etc. machen H-IV für sie zu einer validen Alternative zur prekären Beschäftigung.

Und wenn es Ihnen so um Gerechtigkeit!!1!" geht:
Tafeln sind ein absolut unfairer Vorteil für ihre Klientel. Jeder, der keinen Berchtigungsschein abbekommen hat oder gar in einer Stadt/Gegend ohne Tafel wohnt ist gekniffen, /muss/ mit den 449 € p.M. auskommen. Und das dürfte die grosse Mehrheit der Hartzer, Wohngeld- und Sozialhilfebezüger sein.
Aus dem Gedanken "Nichts wegschmeissen" sind Tafeln eine gute Sache, aus sozialem Gedanken eine Sauerei, eine massive Bevorteilung der Tafel-Privilegierten.


P.S. Vor Corona habe ich viel mit Hartzern gearbeitet - ich erzähle also aus der Praxis, nicht aus Wolkenhausen wie Sie.

Herbert Eisenbeiß am :

Soso, Sie arbeiten mit Hartzis zusammen? Schade nur, dass da bei Ihnen dadurch ein ziemlich romantisierendes Bild von HartzIV entsteht und Sie nicht erkennen, was Sache ist!

Zum Beispiel: Festhalten an "zu teuren" Wohnungen. Schauen Sie sich doch mal auf dem Wohnungsmarkt um - wo sind denn bitte die Massen an günstigen Wohnungen, die Hartzis brauchen? Na? Ich warte!

Tafeln sind ein unfairer Vorteil? Himmel, wie sozial abgestumpft kann man als "Coach" nur sein, um sowas ernsthaft zu behaupten?

Ich bedaure wirklich die Hartzis, die mit Ihnen zusammenarbeiten mussten, denn offensichtlich haben Sie für diese nichts als offene Verachtung übrig.

B. Sucher am :

:-D eifriger Lobbyist oder hassender Hartzer (Neid?)?

Ihnen fehlt Sachlichkeit und eine neutrale Betrachtung der Dinge - ergo versuchen Sie sich in ad hominem und anderen rhetorischen Spielchen, die zuallererst Sie (dis)qualifizieren.
Kann man machen, ist aber ein Armutszeugnis und dem Diskurs nicht zuträglich (antwortete ich auf Ihrem Niveau flögen hier die Fetzen...).

Raoul am :

„ergo versuchen Sie sich in ad hominem und anderen rhetorischen Spielchen, die zuallererst Sie (dis)qualifizieren.“

Das stimmt jetzt halt einfach. Von dem Eisenbeiß kam tatsächlich gar nichts Sinnstiftendes.

Herbert Eisenbeiß am :

Und dabei die Frage, woher denn die billigen Wohnungen kommen sollen, die viele Hartzis bräuchten einfach übergehen. Ja ne ist klar.

Genau so stell ich mir einen Coach vor.

B. Sucher am :

Wenn Sie dumme Ausreden bzw. miese Rhetorik verwenden gehe ich darauf nicht erneut ein.
Die Aussage "Einzel/Härtefälle abzufedern ist nicht Aufgabe von H-IV, das muss für sich gelöst werden." habe ich im Strang längst getätigt.

XeCe am :

DANKE für diese tatsächlich auch mal realistische und wichtige Einordnung und Folgen!!! Etwas, was anscheinend gerne verdrängt wird.

Die Tafeln wurden ebenso durch die beschriebene H4-Wirklichkeit und deren Folgen Stück für Stück gezwungen sich mehr zu professionalisieren, da der Aufwand und Logistik immer größer wurde. Zum einen merkte man das zuletzt an der Diskussion um Zentrallager und Kühlhäuser, zum anderen aber ebenso auch darüber, die vielen Ehrenamtlichen gefährdeten die Jobs von regulär angestellten in anderen Lebensmittelbereichen.

Dem Staat war es Recht, dass sich jemand kümmert. Und es wird spannend, was ab etwa Mitte des Jahres passieren wird. Die ersten Ankündigungen der Versorger über drastische Erhöhungen ihrer Energiepreise mitten(!) im Jahr sind bereits bei H4-Empfängern eingegangen. Zynisch dabei, Anmerkungen, es würde ja doch noch besser, da die EEG-Umlage ja auch gleichzeitig sinke.

Könnten sich H4-Empfänger die Preise im Supermarkt leisten, dann könnten die Tafeln ihre Tätigkeit wieder auf ihren Ursprungszweck der akuten Hilfe in Not geratener zurück bringen.

Cer am :

Wer sind denn "die" Veganer? Ich habe mich jedenfalls noch nie beschwert dass es immer mehr vegane Alternativen gibt. Bedauerlich, wenn du einen Veganer kennst der sich beschwert hat. Dann nimm doch lieber phil oder mich als Wahl-Stereotyp.

Hendrik am :

Ich sehe das mit den Veganern anders. Ich esse selbst Fleisch, aber mit Maß vom Metzger, der noch tatsächlich selbst schlachtet.

Ich höre dein „Argument“ zu Fleischersatzprodukten im Grunde nur von Fleischessern, die sich über Tofuwurst und Analogkäse lustig machen. Nie von Veganern. Die wenigen Veganer die ich kenne sind aus Ernährungsphysiologischer Sicht vielleicht etwas kritisch, ob manch langer Zutatenliste, aber sie freut es, wenn grundsätzlich weniger Tier gegessen wird.

Thomas' am :

> Das ist genau wie mit den Veganern, die sich darüber beklagen, dass immer mehr vegetarische und vegane Produkte als Fleisch-Alternativen auf den Markt kommen und somit auch bei der breiten Masse populär werden.

Ich habe noch *nie* einen Veganer sich darüber beschweren hören, dass die Auswahl in den Supermärkten wächst. Eher das Gegenteil.

Was für ein Strohmann soll das denn werden?

Ich bins nur am :

Ich halte rein gar nichts davon, wie es derzeit läuft:
Jeder ukrainische Flüchtling bekommt nach Registrierung unterkunft und staatliche Leistungen. Damit können Sie selber alles kaufen, was dringend nötig ist. Luxus ist damit nicht möglich, und auf Dauer sollen sie dann auch mal arbeiten gehen. Was sie sehr schnell, die Ukrainer sogar sofort, dürfen.
Der Zweck der Tafel wurde immer so dargestellt: man federe damit Härten ab: die arme alte Oma, die eine mickrigen Rente bezieht und sich kein Harz zu beantragen traut oder das nicht geht wegen Wohneigentum. Überbrückungshilfe, weil man es mit dem Amt verpeilt hat und noch keine Zahlungen kommen.
Oder der kranke dauersozialhilfeempfänger ohne Perspektive, der sich mit einem Bezug bei der Tafel etwas Budget für gesündere Lebensmittel oder soziale Teilhabe zurücklegen kann.
Nie war es erklärter Zweck der Tafeln, es sämtlichen Beziehern von sozialleistungen zu ermöglichen, ihr essensbudget großteils einzusparen und anderweitig einsetzen zu können. "Geld nach Hause schicken" ist im Regelsatz nicht berücksichtigt.
Daher habe ich kein Mitleid mit den Freiwilligen, die dort arbeiten: lasst euch nicht verarschen, gebt euer Engagement dran, wenn man euch ausnutzt.
Und eine moralische Verpflichtung von Supermarkteigentümern, da zu spenden sehe ich schon gar nicht.
Wenn es bequem geht, spendet eure Reste, ansonsten ab in die biotonne damit. Vorwürfe gibt es so und so, Dank meist eher weniger.

Philipp am :

„ die arme alte Oma, die eine mickrigen Rente bezieht und sich kein Harz zu beantragen traut“

Würde diese Person denn überhaupt einen Berechtigungsschein für die Tafeln erhalten?

Das_Bernd am :

"Würde diese Person denn überhaupt einen Berechtigungsschein für die Tafeln erhalten?"
Nein

Arno am :

Moin,

> Ich folgere daraus, dass es gar nicht primär darum geht, die Verschwendung von Lebensmitteln zu verhindern,

Das kann ich noch nachvollziehen...

> sondern sich vor allem für sein eigenes Tun feiern zu lassen.

...das finde ich jedoch zu kurz gesprungen. Vielleicht geht es inzwischen primär darum, Bedürftigen zu helfen? Auch weil, wie schon von vielen Vorschreibern bemerkt, die staatliche Unterstützung mit Hinweis auf die Tafeln kleinargumentiert wird.

Das hat etwa die Qualität von "Björn gehören die Parkplätze auf dem Hof. Da liegt ein Haufen Schrott drauf, es geht Björn also nicht primär darum, dort selbst zu parken, sondern darum, dass kein anderer dort parkt."

Nicht böse gemeint, nur zur Verdeutlichung.

Und natürlich ist es vollkommen gerechtfertigt, diese Entwicklung falsch zu finden, besonders dann, wenn das das eigene Geschäft tendenziell negativ beeinflusst.

MfG, Arno

F1 am :

Der Vergleich mit den Veganern ist irgendwie schief. Daß die keine Fleischersatzprodukte mögen kann ich nachvollziehen, denn die mögen auch den Geschmack und den Geruch von Fleisch nicht.

Ich mag Fleisch, aber habe auch schon oft lecker vegetarisch gegessen. Fleischersatzprodukte fallen nicht in die Kategorie lecker, aber die Höchstleistungen der Lebensmittelchemiker muss man schon anerkennen...


Zu den Tafeln nur kurz: Niemand sollte es in Deutschland nötig haben zur Tafel gehen zu müssen. Das es die Tafeln gibt entbindet den Staat zum Teil von der Pflicht das Existenzminimum entsprechend zu sichern. Obdachlosenküchen halte ich für wichtig, die Tafeln können weg.

Nicht der Andere am :

Den Absatz mit "den Veganern, die sich darüber beklagen, dass immer mehr vegetarische und vegane Produkte als Fleisch-Alternativen auf den Markt kommen und somit auch bei der breiten Masse populär werden" finde ich megastrange. Ist das eine Bremensie? Oder bekommen das nur LEHler mit ihrer großen Kundenvarianz mit? Oder beruht das auf Hörensagen/Einzelfall/Mutmaßung?

Gibt ja durchaus mitteilsame Vegetarier und Veganer, aber auch nur ansatzweise sowas hab' ich nie, nie, nie weder gehört, noch auch nur als Anekdote mitbekommen. Fühlt sich an wie das Motto: "Gibt's ein Gerücht noch nicht, dann mach ich's eben jetzt."

John P. am :

Arbeite selbst in einer Organisation ähnlich der Tafel. Ich freue mich bei Abholungen über beides: Wenn es (fast) nichts, konnte der Laden alles verkaufen. So sollte es sein und das sag ich den Leuten im Laden auch.
Gibt es mal mehr freue ich mich, dass wir mehr verteilen können. Oft bleibt da auch viel für die Helfer übrig.

Unsere Abholer hingegen haben oft so eine Art Erwartungshaltung: Sie bekommen Lebensmittel kostenlos von uns, diese müssen aber so frisch wie im Supermarkt sein, müssen perfekt aussehen und vor allem muss von allem genug und viel Auswahl da sein. Quasi wie ein Supermarkt aber ohne bezahlen.
So Leute hätte ich am liebsten gerne los. Dem gegenüber ein paar Freundliche Abholer, die den Wert der Lebensmittel noch schätzen. Sei es der alte Opa, der super weiches Obst gern mag wegen seiner Zähne. Oder die Frau die viele Reste mitnimmt.
Ich als ehrenamtlicher Mitarbeiter habe freue mich schon auf die Frischmich, das Osterbrot von Edeka und der kristallisierte (ehemals) flüssige Langnese-Honig. Natürlich gespendet von Supermärkten. Danke.

Sehr löblich bei der Gelegenheit: Lidl und Edeka verkaufen MHD-Ware deutlich reduziert. Da greif ich doch gerne zu.

Liberal Mind am :

Ich hatte für die "Tafeln" noch nie was übrig.

Menschen, die kein eigenes Geld verdienen, oder nicht genug, bekommen in Deutschland Unterstützung: genug für eine Wohnung, Kleidung, Lebensmittel, und, wenn man sich so umschaut, auch für ein wenig Unterhaltungselektronik und anderes.

Wer dann Lebensmittel geschenkt oder fast geschenkt bekommt, der hat Geld übrig. Meist für Zigaretten oder Alkohol oder Vergleichbares.

Nie, nie, nie würde ich die Tafeln unterstützen. Die bekommen von mir keinen einzigen Cent.

wupme am :

QUOTE:
Menschen, die kein eigenes Geld verdienen, oder nicht genug, bekommen in Deutschland Unterstützung: genug für eine Wohnung, Kleidung, Lebensmittel, und, wenn man sich so umschaut, auch für ein wenig Unterhaltungselektronik und anderes.


Und das glaubst du ernsthaft?

QUOTE:
Wer dann Lebensmittel geschenkt oder fast geschenkt bekommt, der hat Geld übrig. Meist für Zigaretten oder Alkohol oder Vergleichbares.

Menschenverachtende Stammtischparolen...

Cl@udia am :

Leider ist die Unterstützung nicht immer genug. Dadurch, dass es durch die Almosen von der Tafel für die H4-Empfänger oder Rentner "nicht ganz so schlimm" ist hat die Politik die Möglichkeit sich um ihre Verantwortung zu drücken. Warum Renten erhöhen, sollen sie doch bei der Tafel essen. Nur ist die Tafel ein privater Verein, hat man keinen Anspruch drauf. Wenn es da diese Woche nichts gibt guckt der Rentner blöd und bleibt hungrig. Das darf nicht sein. Jeder muss genug Geld bekommen um in einem normalen Laden vernünftig einkaufen zu können.

Hendrik Stiewe am :

Grundsätzlich finde ich es beschämend, dass es in einem reichen Land wie Deutschland mit ausgewiesenem Sozialstaatsprinzip eine Organisation wie die Tafeln geben muss damit Menschen über die runden kommen. Von der Nachhaltigkeit/Lebensmittelverschwendung einmal abgesehen. Trotzdem ist es besser die Tafel zu haben. Oftmals liegt es wohl auch nur an den Mitarbeitern, mit denen man zu tun hat.

Hatte gerade letzte Woche leider auch ein eher schlechtes Erlebnis mit der Tafel, als ich auf Grund von Neuanschaffungen ein paar Möbel an das dort angegliederte Sozialkaufhaus hier in Bochum gespendet habe. Die Möbel waren allesamt max. 6 Jahre alt und wirklich gut in Schuss. Bei einem Stuhl eines großen schwedischen Möbelherstellers war der Bezug allerdings etwas ausgeblichen, da er im Büro in der Sonne stand. Das war mit der Dame, welche die Abholungen koordiniert aber auch abgesprochen, da das ein rein optischer und zu behebender Mangel sei. Fotos habe ich vorab geschickt. Nichtsdestotrotz hat sich einer der abholende Mitarbeiter zuerst geweigert den mitzunehmen und diskutiert. Als ich dann mit der Dame telefonierte und sie ihn bat auch wirklich alles mitzunehmen, was auf der Liste steht, das sei ok und abgesprochen, hat er den Stuhl widerwillig zum Transporter gebracht. Als er dann losfahren wollte und ich aus dem Haus kam, stand besagter Stuhl vor ebenjenem und wurde nicht in den Transporter getragen. Zu allem Überfluss fragte er noch, ob ich nicht meinen Fernseher auch spenden möchte. Den beiden anderen Mitarbeitern war das Verhalten des sich als Chef aufspielenden Mitarbeiters sichtlich unangenehm. Da fragt man sich schon, was in den Köpfen mancher Menschen vorgeht.

Auweiah... am :

Da kann ich ja froh sein, den Blogeintrag seinerzeit nicht gelesen, bzw. das Blog zu dem Zeitpunkt nicht verfolgt zu haben.

Hier haben manche wohl völlig falsche Vorstellungen davon, wie es bei den Tafeln zugeht. Sind die Tafeln wählerisch? Nein. Aber sie nehmen eben auch nur das, was Sinn macht. Jede Tafel wirtschaftet für sich, da sitzt kein Regional-Oberkasper und hält den Daumen auf 20 Einrichtungen oder dergleichen. Es sind örtliche Vereine. Als ich noch zu viel Freizeit hatte, habe ich dort selber ehrenamtlich geholfen, und das hat mir eine ganz andere Sicht auf die Dinge geöffnet.

Auch ich habe Spenden dankend abgelehnt, obwohl sie noch völlig in Ordnung waren. Der Grund war immer recht simpel: Die Zielgruppe hat die Spenden entweder zögernd angenommen, oder das Zeug wurde gar nicht mitgenommen. Da gibt es "Renner", die einem die Leute quasi aus der Hand reißen, und auch bei den Tafeln gibt es Ladenhüter. Bei uns wurde zum Beispiel Fisch abgelehnt. Warum auch immer. Niemand wollte den mitnehmen. Das Problem dabei: Die Kühlkapazitäten waren begrenzt, eine andere Tafel an die man es hätte abgeben können (die Tafeln tauschen tatsächlich Spenden untereinander) war nicht vorhanden. Also, was macht man damit?
Trotzdem annehmen, einlagern (nimmt anderen Dingen den Platz weg), und dann irgendwann wegschmeißen? Nun, wegschmeißen ist immer blöd. Zum einen ist es zu schade, zum anderen zahlen die Tafeln die Entsorgung auch noch selbst. Macht natürlich bei 2 Packungen Fisch nicht die große Summe aus, läppert sich aber zusammen mit anderen Ladenhütern. Wir haben seinerzeit pro Tag etwa eine Mülltone (80l) pro Woche gehabt, nur mit Spenden, die kein Besucher der Tafel haben wollte.

Dann ist es oft ein Elend mit den Spendern. Nicht jeder Spender ist ein Supermarkt der selber schon darauf achtet, nicht zu viel wegschmeißen zu müssen etc.
Oft bekommt man palettenweise Gemüse/Obst, das dann in der Regel auch nicht vorher groß aussortiert wurde. Daher hat so ziemlich jede Tafel die sogenannte "Gammelecke". Dort sortieren Helfer verschimmeltes oder ungenießbares Essen aus. Damit waren bei uns (170.000 Einwohner) tagtäglich 7-8 Helfer ganztägig beschäftigt. Wohlgemerkt: Da reden wir nur von Obst und Gemüse.
Nun ist das Problem bei Spendern, die regelmäßig große Mengen spenden (die meisten Penny-Märkte, Netto, Lidl waren das bei uns) das dort auch oft jede Menge "Abfall" mit dabei ist. Ich, als Repräsentant der Tafel, kann aber natürlich schlecht 2 Paletten Obst und Gemüse ablehnen weil ich dazwischen Vergammeltes entdecke. Vor allem wenn ich weiß, das bei einer großen Menge bei einem einzelnen Spender eben unter dem ganzen Abfall noch eine große Zahl verwertbarer Lebensmittel ist. Das "Gute" unter dem "Abfall" ist oftmals immer noch mehr, als kleinere Supermärkte pro Woche spenden.

Natürlich, hier und da gab es Filialleiter, die haben die Spenden quasi persönlich genommen und penibel darauf geachtet, dass das nix Vergammeltes bei ist. Für die war der Maßstab meist "Würde ich das selber noch essen?". Aber das ist die absolute Minderheit.

Ich präsentiere mal ein Beispiel: Eine Filiale hat immer recht wenig gespendet. Absoluter Müll. Da wurden uns selbst Joghurtbecher mit offenem Deckel angedreht, und alles wurde penibel in einer Spendenliste erfasst. Normalerweise hätte ich die aus der Spendentour genommen. Aber: dort gab es auch zuverlässig und regelmäßig Kartoffeln - und die waren bei uns immer Mangelware. Also hatte ich die Wahl: Spenden ablehnen (und gar keine Kartoffeln mehr), oder aber Müll mitnehmen, Augen verdrehen - aber dafür Kartoffeln haben. Die Wahl fiel mir einfach...

Dann die Mitarbeiter:
Vielschichtig. Manche machen es weil sie gerne helfen möchten, andere weil sie selber bei der Tafel einkaufen und dann mal was zu tun haben (und kostenloses Mittagessen dafür bekommen), für einige ist es sogar das einzige, soziale Umfeld, das sie haben.
Ja, auch da gibt es Säue. Sowas wie Müll beim Spender auf dem Hof verteilen wäre bei mir nie vorgekommen. Aber auch das ändert nichts daran, dass man Helfer erstmal haben muss.
Ohne Bezahlung will doch schon kaum noch jemand einen Handschlag machen.
Für jeden Helfer den ich aufgrund seines Verhaltens vor die Tür setze brauche ich Ersatz. Tja, finde diesen Ersatz erst einmal... wenn ich so viele Helfer hätte das ich wählen kann, hätte ich so eine Pottsau ja vorher schon aussortiert. Aber backen kann man sich die Leute nicht. Was diese Helfer teilweise machen würden andere unter keinen Umständen freiwillig erledigen. Kann sich jemand vorstellen, dass aussortiertes Obst und Gemüse gerade im Sommer so extrem stinkt, dass man mit Freuden seine Nase in einen 3 Wochen alten Reh-Kadaver stecken würde?
Nun stelle man sich einen Raum vor, in dem die Tonnen gesammelt werden, so um die 30 Stück. Die werden regelmäßig von der Tafel selber auf einen LKW verladen und dann zur Müllkippe gefahren. Hmm, wie das riecht... Und nicht vergessen: Die Tonnen sind ja auch nicht immer heile, und da entstehen manchmal Flüssigkeiten... da könnte man sooo ein herrliches Süppchen drauf kochen! Und dann, auf der Kippe, leert man jede Tonne einzeln aus. Spannend was da so passiert, wenn man den Deckel öffnet.
Ich habe mehr als nur ein Mal gekotzt, und mir macht nicht einmal frische Baby-Kack* von fremden Kindern etwas aus.

Gewinn für sowas mal freiwillige Helfer. Oder lass die Müllabfuhr kommen und wundere dich darüber, was das kostet - und das für eine spendenfinanzierte Einrichtung.

Ich verstehe grundsätzlich den Ärger den ein Einzelhandelskaufmann, der selbst auf Sauberkeit etc. achtet empfindet, wenn er sowas erlebt. Aber, liebe Leute, die Medaille hat eben zwei Seiten.

Auweiah... am :

Und - das muss ich nach Lesen der Kommentare im alten "Rosenkohl"-Beitrag noch hinzufügen:

Björns Ärger als Spender kann ich da durchaus etwas verstehen.

Was ich aber nicht verstehen kann, und wofür ich auch gar kein Verständnis übrig habe, ist das Verhalten einiger Kommentatoren.

Da stellt sich allen Ernstes jemand hin wie ein Freizeitdetektiv, und hat nix Besseres zu tun für 2 Minuten Aufmerksamkeit des Blog-Betreibers einen Blogbeitrag an die Tafel zu schicken. Und das sicher nicht, um die Umstände als solche zu ändern, oder freundlich auf das Fehlverhalten eines Mitarbeiters hinzuweisen. Wer das glaubt glaubt auch, das Zitronenfalter Zitronen falten.

Nein, da gehts dann einfach nur darum, mal die Luft aus dem Höschen zu lassen und anderen einen reinzuwürgen. Wenn es einem selbst gut geht, reicht das eben nicht. Man ist erst zufrieden, wenn andere es schlecht haben. Unfassbar, sowas.

Raoul am :

Was mich ernsthaft betrübt ist, dass sowohl hier als auch unter dem anderen Beitrag eine regelrechte Anti-Rosenkohl-Stimmung verbreitet wird. Das hat dieses hervorragende Gemüse schlicht nicht verdient! 15 Minuten in Salzwasser kochen und dann Butter drüber: Stets ein Genuss!

Panther am :

... und ohne Butter auch gesund.

A.B.S. am :

Es gibt weitaus schlimmere Gemüse als Rosenkohl, der -richtig zubereitet- hervorragend schmeckt. Besonders ekelhaft sind Brokkoli und Rote Beete. Das erste ist ein bitterer grüner Matsch, das zweite schmeckt nur nach Erde.

Raoul am :

Neien! Broccoli in Salzwasser kochen (zuerst die Strünke 5 Minuten und dann die Röschen nochmal 10 oder 15 Minuten). Anschließend Butter drauf (ja, die ist wichtig!) und dann Mandelblättchen drüberstreuen. Kurz shaken. Schmeckt fantastisch und ist, wenn man es eben nicht eine halbe Stunde kochen lässt, keinesfalls matschig.

Und rote Beete: Die echte (Nicht die Vorgekochte! Die mit Erde dran!) schälen und in zentimeterdicke Scheiben schneiden. Dann in einer Pfanne mit neutralem Öl auf mittlerer Hitze 10 Minuten brutzeln, anschließend Hitze hoch, Zwiebelringe (unpaniert und frisch geschnitten natürlich!) dazu, 5 min braten lassen und mit dem Saft zweier Orangen ablöschen. Geriebene Orangenschale dazu, Salz und - wer mag - Cointreau. Nochmal 5 min reduzieren lassen, bis die Flüssigkeit eingedickt ist. Ein Fest für die Sinne und besser als jeder Ofenkäse! Dazu passt hervorragend ein Löschzwerg.

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