LD-Serie seit Freitag
Drei erwischte Ladendiebe in drei Tagen. Die Mini-Serie startete am Freitag mit der türkischstämmigen Frau und setzte sich am Samstag kurz vor Feierabend mit einem etwas sonderbaren Kerlchen fort. Der Typ war irgendwie berauscht, mit welchen Mittelchen auch immer, und hatte sich eine Tüte mit mehreren Artikeln aus unserer Aufbackstation in die Hose gestopft. Da er sich dabei wahrscheinlich unfreiwillig ziemlich auffällig benahm, war die Reise für ihn an der Kasse zunächst beendet. Als ihm dann noch klar wurde, dass in Ermangelung eines brauchbaren Ausweisdokuments die Polizei anrücken würde, wurde er noch ziemlich aggressiv, kam jedoch letztendlich in seinem Zustand nicht gegen meine drei Mitarbeiter an. Was er nun genau auf dem Kerbholz hatte, haben wir nicht erfahren, aber die Polizei war wohl nicht unglücklich darüber, dass sich das Kerlchen bei uns hat erwischen lassen. Die Kollegen munkelten etwas von "Haftbefehl", aber das ist ja nicht unser Problem.
Montag Abend rief mich ein Kollege an und berichtete, dass ein Stammkunde sich eine vegane Wurst am Stück, die ihr euch wie eine kleine Salami vorstellen könnt, eingesteckt hatte. Die Wurst war gesichert und löste den Alarm an der Kasse aus und der Mann erzählte dann, dass er sie "versehentlich" eingesteckt hatte. Die Daten vom Ausweis / Aufenthaltstitel hätten sie aufgeschrieben und der Kunde wollte gestern Mittag wiederkommen und mit mir reden.
Unsere erste Amtshandlung am Morgen bestand darin, uns die Videoaufzeichnung von seinem Besuch hier im Markt anzusehen. Außer besagter Wurst am Stück hatte er auch noch zwei Packungen Aufschnitt in Scheiben in die Tasche gesteckt und nachdem Ines und ich uns zusammen mit einer weiteren Kollegin die Aufzeichnung sogar dreimal angesehen hatten, waren wir ziemlich sicher, dass das absolut kein Versehen war von dem Mann war. "Ich schreib da später die Anzeige, eilt ja nicht. Und außerdem kommt der ganz bestimmt nicht wieder."
Doch er kam wieder. Ines und ich redeten mit ihm, resp. ließen ihn zuerst reden. Wir waren schon etwas enttäuscht, denn wir kennen diesen langjährigen Kunden als netten und unserer Meinung nach auch nicht "assigen" Menschen, der oft mit seiner Tochter bei uns im Laden ist.
Er erzählte uns, dass er seine Handschuhe und seinen Schal auf der Suche nach Geld aus den Taschen gepackt hatte und beim Einpacken wohl die Wurst versehentlich mit gegriffen und in seine Jackentasche gesteckt hat. Das klang alles anderes als glaubwürdig, aber mit 27 zugedrückten Hühneraugen hätte man das durchaus noch als "im Zweifel für den Angeklagten" durchgehen lassen können. Dass er die beiden unhandlichen Packungen Aufschnitt aber ganz sicher nicht "versehentlich" eingesteckt hat, musste er dann auch zugeben und dann gestand er alles.
Das tat er jedoch auf eine für unser Empfinden glaubwürdige Art. Ich kann es nicht näher beschreiben, es ist nur ein Gefühl. Er hatte kein Geld mehr und wollte doch für seine Tochter etwas zu Essen haben. Ich kenne seine Situation nicht, aber möglicherweise ist es für ihn ohne die deutsche Staatsbürgerschaft etwas mühsamer, an Geld zu kommen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er uns irgendeine wirre Ausrede erzählt. Das, was er uns schilderte und wie es rüberkam, wirkte auf uns sehr glaubwürdig. Nicht die oscarreife Tränendrüsennummer, wie es die Frau am Freitag versucht hat, sondern irgendwie echt. Wir kamen überein, dass es eine wirklich blöde Idee war, ausgerechnet in seinem Stammladen sowas zu machen, auch wenn ihn augenscheinlich die Not dazu getrieben hat. Ich selber würde auch alles für meine Tochter tun, ist doch klar. Wenn es noch einmal eng wird, soll er doch einfach mit uns reden, auch wenn es unangenehm ist. Vielleicht aber doch weniger peinlich, als eine Anzeige bei der Polizei zu haben. Die habe ich ihm nämlich für den Widerholungsfall angedroht.
Mit Handschlag vereinbarten wir abschließend, dass er den entstandenen Schaden Anfang April bezahlt und dass wir nicht mehr darüber reden werden.
Montag Abend rief mich ein Kollege an und berichtete, dass ein Stammkunde sich eine vegane Wurst am Stück, die ihr euch wie eine kleine Salami vorstellen könnt, eingesteckt hatte. Die Wurst war gesichert und löste den Alarm an der Kasse aus und der Mann erzählte dann, dass er sie "versehentlich" eingesteckt hatte. Die Daten vom Ausweis / Aufenthaltstitel hätten sie aufgeschrieben und der Kunde wollte gestern Mittag wiederkommen und mit mir reden.
Unsere erste Amtshandlung am Morgen bestand darin, uns die Videoaufzeichnung von seinem Besuch hier im Markt anzusehen. Außer besagter Wurst am Stück hatte er auch noch zwei Packungen Aufschnitt in Scheiben in die Tasche gesteckt und nachdem Ines und ich uns zusammen mit einer weiteren Kollegin die Aufzeichnung sogar dreimal angesehen hatten, waren wir ziemlich sicher, dass das absolut kein Versehen war von dem Mann war. "Ich schreib da später die Anzeige, eilt ja nicht. Und außerdem kommt der ganz bestimmt nicht wieder."
Doch er kam wieder. Ines und ich redeten mit ihm, resp. ließen ihn zuerst reden. Wir waren schon etwas enttäuscht, denn wir kennen diesen langjährigen Kunden als netten und unserer Meinung nach auch nicht "assigen" Menschen, der oft mit seiner Tochter bei uns im Laden ist.
Er erzählte uns, dass er seine Handschuhe und seinen Schal auf der Suche nach Geld aus den Taschen gepackt hatte und beim Einpacken wohl die Wurst versehentlich mit gegriffen und in seine Jackentasche gesteckt hat. Das klang alles anderes als glaubwürdig, aber mit 27 zugedrückten Hühneraugen hätte man das durchaus noch als "im Zweifel für den Angeklagten" durchgehen lassen können. Dass er die beiden unhandlichen Packungen Aufschnitt aber ganz sicher nicht "versehentlich" eingesteckt hat, musste er dann auch zugeben und dann gestand er alles.
Das tat er jedoch auf eine für unser Empfinden glaubwürdige Art. Ich kann es nicht näher beschreiben, es ist nur ein Gefühl. Er hatte kein Geld mehr und wollte doch für seine Tochter etwas zu Essen haben. Ich kenne seine Situation nicht, aber möglicherweise ist es für ihn ohne die deutsche Staatsbürgerschaft etwas mühsamer, an Geld zu kommen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er uns irgendeine wirre Ausrede erzählt. Das, was er uns schilderte und wie es rüberkam, wirkte auf uns sehr glaubwürdig. Nicht die oscarreife Tränendrüsennummer, wie es die Frau am Freitag versucht hat, sondern irgendwie echt. Wir kamen überein, dass es eine wirklich blöde Idee war, ausgerechnet in seinem Stammladen sowas zu machen, auch wenn ihn augenscheinlich die Not dazu getrieben hat. Ich selber würde auch alles für meine Tochter tun, ist doch klar. Wenn es noch einmal eng wird, soll er doch einfach mit uns reden, auch wenn es unangenehm ist. Vielleicht aber doch weniger peinlich, als eine Anzeige bei der Polizei zu haben. Die habe ich ihm nämlich für den Widerholungsfall angedroht.
Mit Handschlag vereinbarten wir abschließend, dass er den entstandenen Schaden Anfang April bezahlt und dass wir nicht mehr darüber reden werden.
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Kommentare
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Garste am :
PS: Gib ihm doch den Tipp mit der Tafel. Hier bekommt er und seine Tochter sicher etwas (kostenloses) zu essen.
Das_Bernd am :
Ich weiß ja nicht, wie es in Bremen läuft, aber hier bei uns läuft kurzfristig gar nichts.
Du brauchst einen speziellen Pass für einkommenschwache Haushalte.
Bis die Kommune das bearbeitet hat, bis du, wenn du wirklich auf die Tafel angewiesen bist, verhungert.
B. Sucher am :
Panther am :
Und zum konkreten Fall zurück: Gerade Brotbelag/Aufstrich anstelle hochverarbeiteter Fertigprodukte lassen sich bestens selbst herstellen. Und wenn man (wegen der geschilderten Einkommenssituation vermutet) etwas Zeit mitbringt und das Kind damit sogar sehr sinnvoll beschäftigt, umso mehr.
Björn Harste am :
So einfach ist ja nun nicht. Da gehört mehr zu, in diesem Fall kennen wir den Herrn nun auch schon ein paar Jahre.
Heiko am :
das war eine tolle Aktion von dir und habe mich sehr über den tollen Ausgang des letzten Erlebnisses gefreut. Das zeigt einfach, dass du auch Mensch bist! Und das ein toller
Gruß Heiko
Thomas am :
Der Laden wäre wahrscheinlich weniger Kult und weniger erfolgreich, wenn Björn sich nicht (meist) auf seine Menschenkenntnis verlassen könnte.
Raoul am :
J D am :
Möglich. Mich überrascht jedenfalls schon lange nicht mehr, zumindest nicht in dieser Rubrik. Das Thema zieht Extrempositionen einfach an, und die L&O-Fraktion fühlt sich durch die Berichte (punktuell auch nicht ganz zu Unrecht) in ihren Annahmen bestätigt.
B. Sucher am :
Ein einziger Kommentar kritisierte - von Zweien. Daraus »wie stark die "Law-and-Order"-Fraktion in den Kommentaren hier ist« zu machen ist schon verdammt sportlich.
Übrigens: Es steht jedem Menschen frei, über _sein_ Vermögen zu verfügen, aber nicht über das Vermögen Dritter: Ladendiebstahl zahlen die ehrlichen Kunden, und zwar alle und zu 100%. Es gibt also gute Gründe, anderer Meinung als Sie zu sein.
Thomas am :
ich habe auch nie Straffreiheit für Ladendiebe gefordert, sondern mich nur gewundert, dass man glaubt, hier Björn belehren zu müssen, wie er im Einzelfall handeln sollte.
Paterfelis am :
Jan am :
So klug muss man immerhin schon sein.
Pepe am :
Angesichts der horrenden staatlichen Hilfen, Angeboten wie der Tafel und der Möglichkeit sich sein Geld notfalls zu erbetteln finde ich das Argument „klauen wegen Hungers“ in Deutschland schon mehr als fragwürdig….
SPages am :
Em bin aber auch ehrlich und spreche hier mal aus einigen Jahren Personalführung: Du wirst enttäuscht werden. Leider.
J D am :
Santino am :
Das Kleingeld gehört eh abgeschafft, nervt nur.
Nicht der Andere am :
Realistisch dürfte häufig ein vergessener Wechselcent zwecks Ausgleich herumliegen oder ein anderer Kunde spendet gern spontan den Cent.