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Parken in der Einmündung

Das Autokennzeichen DH steht inoffiziell zwar für den Landkreis Diepholz, dass es aber in Wahrheit "Dummer Hund" heißt, ist bereits seit Jahrzehnten auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Ein DH-Kennzeichen ist grundsätzlich ein Warnhinweis und weist auf Fahrer hin, die normalerweise im ländlichen Raum unterwegs sind. Sie fahren meistens konsequent mit 70 km/h (Sowohl in der Stadt als auch auf Landstraßen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung), sind es gewohnt, nicht mit anderen Verkehrsteilnehmern interagieren zu müssen, so dass Blinker, Stoppschilder und Vorfahrtsregeln ignoriert werden und benehmen. Im Allgemeinen benehmen sie sich meistens einfach rotztedämlich. (Ist wirklich oft so, selbst hier im Blog habe ich es an der einen oder anderen Stelle schon so dokumentiert …)

Diese Frau, die ihr Fahrzeug hier in der Einmündung der Kantstraße so geparkt hatte, dass man den Verkehr auf der Gastfeldstraße nur mühsam einsehen konnte, hat jedenfalls erfolgreich dazu beigetragen, dieses Klischee anständig zu untermauern.


Münchener Straße / 5 Jahre später

Nachdem wir Mitte 2020 aus dem Markt in der Münchener Straße ausgezogen waren, hatte sich dort Gorillas mit seinem Lager einquartiert. Wohl zum Ärger vieler Nachbarn, denn wenn es bei uns immer nur bei den Anlieferungen mal laut wurde, so fand nun, vor allem in den Abendstunden, ein ständiges Kommen und Gehen der Lieferfahrer statt. Gorillas gibt es nicht mehr und nach deren Auszug stand der Laden eine Weile leer.

Inzwischen ist ein Bio-Laden, der viele Jahre an der nächsten Straßenecke angesiedelt war, in unsere ehemaligen Räume eingezogen. Wir hatten endlich mal die Gelegenheit, da anzuhalten und mal reinzugehen und als Alibi-Einkauf ein paar Kleinigkeiten zu kaufen.

Ich staunte nicht schlecht, aber vielleicht ticken die Hardliner-Bio-Kunden auch ganz anders als unsere Kunden.

Vom ohnehin schon eigentlich zu kleinen Laden wurde ein Bereich mit einer Holzwand abgetrennt. Warum auch immer das gemacht wurde, Lagerplatz gibt es ja nun im Keller mehr als ausreichend, aber so ist der Laden nun bestimmt noch 30 Quadratmeter kleiner.
Macht aber eigentlich auch nichts, denn das Sortiment ist sehr übersichtlich, zumindest für mein Empfinden. Das scheinen die Kunden anders zu sehen, denn in den Google-Rezensionen wird in mehreren 5-Sterne-Bewerungen das sehr breite Sortiment des Ladens gelobt. In einigen Bereichen haben sogar wir hier mehr Auswahl, vor allem bei Getränken, also Saft, Limo und Bier.
Wir haben uns dann eine Flasche Now-Limo und eine Packung Kekse genommen und standen an der Kasse an, um nicht einfach so wieder rausgehen zu müssen. Sowohl der Kunde, der bezahlen sollte, als auch die Frau, die hinter dem Tresen stand, wollten dem Faultier Flash aus Zoomania ernsthafte Konkurrenz machen. Abgesehen davon, dass die beiden es allgemein nicht sehr eilig hatten, haben sie auch noch ein ganz großes Drama daraus gemacht, den bereits gebuchten Einkauf erfolgreich um ein paar Artikel wieder zu verkleinern, da der Mann nicht genügend Geld dabei hatte.
Nach fünf Minuten haben wir unsere Sachen wieder zurück in die Regale gestellt und sind dann doch so rausgegangen. Hat ohnehin keinen der Mitarbeiter interessiert.

Ich bin nicht ständig auf der Jagd nach Geld und sicherlich könnte man mit strafferer Organisation meinen Laden hier gewinnorientierter betreiben. Hier ist sicherlich auch nicht alles perfekt und ich lasse selber lieber mal die sprichwörtlichen Fünfe gerade sein – aber das Gesamtkonzept da in dem Laden in der Münchener Straße war sogar mir eine Nummer zu dilettantisch.

Anekdote am Rande: Wir sollten damals beim Auszug die große Klimaanlage (in die Hohlraumdecke eingelassen) ausbauen, Anweisung vom Vermieter. Obwohl die Anlage echt Leistung hatte, den Laden auch im Hochsommer kühlen konnte und funktionierte, sollte sie raus. Inzwischen ist da wieder eine Klimaanlage nachgerüstet, aber nicht so elegant, wie wir es hatten. Die beiden Aggregate hängen einfach unter der Decke.

Container: Vollvoll!

Heute war aus organisatorischen Gründen eine etwas verspätete Containerleerung dran. Noch einen Tag länger hätten wir auch nicht warten können, der Behälter ist mehr als voll gewesen.

In Anbetracht des Schüttkegels stellte sich die Frage erst gar nicht, ob für den sicheren Transport ein Ladungssicherungsnetz überhaupt benötigt wurde. Selbst wenn der Container nur gerade bis zum Rand gefüllt ist, macht jeder verantwortungsbewusste Fahrer ein Netz darüber, denn die teilweise relativ leichten Plastikflaschen und Etikettenreste würden vom Fahrtwind vom Fahrzeug geweht werden können.


Der Verstrahlte und die Polizeigewalt

Ein paar Minuten vor ihrem Schichtbeginn rief mich eine Kollegin auf meinem Handy an: "Ich brauche mal Hilfe, ich bin hier in der Kantstraße und hier ist so ein Typ, der mich anschreit, gegen mein Auto tritt und mich mit Milch bespritzt."

Ines und ich liefen los und als wir durch unsere Einfahrt auf die Straße kamen, war weit und breit keine Kollegin zu sehen. Aber irgendwelche lauten Schreie hörten wir von der hinteren Straßenecke, die ziemlich genau 150 Meter entfernt ist. Da das so heftig klang, wollte ich auf dem Weg dorthin bereits den Notruf der Polizei anrufen, aber da waren mir ein halbes Dutzend anderer Anwohner und Passanten bereits zuvorgekommen.

An der Ecke Kantstraße / Thedinghauser Straße angekommen bot sich uns folgendes Bild: Ein Mann in den 50ern lief mitten auf der Straße hin und her und hielt den gesamten Verkehr rund um die Kreuzung auf. Dabei schwenkte er eine geöffnete Kartonverpackung Milch in der Hand, aus der er bereits auch etwas auf das Auto meiner Mitarbeiterin gespritzt hatte. Sie saß völlig verstört in ihrem Auto, das sie nach seinen Tritten gegen ihre Reifen verriegelt hatte. Der Mann schrie ununterbrochen irgendwas auf (vermutlich) arabisch und ließ sich nicht davon abbringen, die Straße zu räumen. Die Szene glich jenen, die man von Internet-Videos oder aus den Nachrichten kennt und bei denen man immer denkt, was es doch für merkwürdige Gestalten auf der Welt gibt.

Augenblicke Später kam ein Streifenwagen angerauscht und die beiden Polizisten forderten als erste Amtshandlung den Typen auf, die Straße zu verlassen. Der reagierte jedoch überhaupt nicht. Als die Cops sich ihm näherten, griff er mit der freien Hand von oben in sein Hemd. Die Geste sah aus, als würde der Mann eine Waffe ziehen wollen. Es war letztendlich nur ein Ausweisdokument, aber das konnten die Polizisten natürlich nicht wissen. Reflexartig hatte einer von ihnen den Schreihals zunächst am Arm fixiert und der andere zog sein Pfefferspray aus der Tasche und hielt es einsatzbereit. Die Situation eskalierte dann aber zum Glück nicht, der Mann trottete mit den Uniformierten an den Straßenrand und blieb auch friedlich. Der Verkehr floss wieder, für uns war damit alles erledigt.

Was uns zum Staunen brachte, war die Aussage einer Anwohnerin darüber, dass so eine Polizeigewalt doch wirklich nicht hätte sein müssen. Ernsthaft? Abgesehen von dem unklaren Moment, als der Mann plötzlich unter seine Kleidung fasste, waren die Polizisten sowas von zurückhaltend und deeskalierend, dass das Wort "Gewalt" nicht annähernd angebracht gewesen war. Was hat die Frau für eine komische Wahrnehmung?