Der Flummiautomat bei uns ist inzwischen schon fast antik. Seit ein paar Jahren steht er in der Nähe unseres Leergutautomaten.
Zwei Jungs im Alter von etwa zehn bis zwölf Jahren hatten nun ihre Leidenschaft für diese Flummis entdeckt. Zunächst hatten sie sich gegen Mittag einen aus dem Automaten gezogen. Da war der Automat zwar nicht mehr "voll", aber es waren noch etliche Gummibälle darin:
Im Laufe der nächsten fünf Stunden kamen die beiden immer wieder in den Laden. Mal kaufen sie sich etwas zu trinken oder zu naschen, mal gaben sie Leergut ab, mal kamen sie einfach so – aber bei jedem Besuch zogen sie nicht nur einen, sondern gleich mehrere Flummis aus dem Automaten. Nachschub an 50-Cent-Münzen bekamen sie bei uns an der Kasse und am frühen Abend war der Behälter des Flummiautomaten schon deutlich leerer geworden. Mir soll's recht sein, immerhin bekommen wir 20 Prozent des Flummiautomatenumsatzes.
Eine Frau rief an und klagte mir ihr Leid vor: Sie hätte hier vor ein paar Tagen für etwa 35 Euro eingekauft, ihr wurden jedoch 235 Euro abgezogen. Sie vermutete auch direkt, dass sich da wohl mein Mitarbeiter an der Kasse vertippt hätte, was ja mal passieren könne.
Ja. Nein! Bei uns kann sich der Mitarbeiter nicht vertippt haben, da der Betrag, der bargeldlos gezahlt werden soll, direkt vom Kassensystem an das Terminal übergeben wird. Das sagte ich ihr auch und sah mir den ganzen Vorgang mal im elektronischen Journal an. Für einen Blick in die Videoaufzeichnung war ihr Einkauf bei uns schon einen Tag zu lange her, die Daten waren leider bereits gelöscht.
Die Summe laut Bon belief sich auf ca. 35 Euro. Untendrunter stand noch der Hinweis, dass 200 Euro via Cashback ausgezahlt wurden, was ich der Anruferin mitteilte: "Hier steht, dass Sie sich 200 Euro Bargeld haben auszahlen lassen …"
Es folgte ein ganz, ganz kurzer Moment der Stille und doch konnte ich förmlich hören, die die Frau sich innerlich mit der flachen Hand vor die Stirn klatschte. Daraufhin folgte eine ganze Salve an Entschuldigungen. Alles gut, kann passieren.
Seit Tagen schon steht ein vergessener Kinder-Tretroller mit Peppa-Pig-Motiv hier im Eingangsbereich herum und wartet darauf, von "seinem" Kind wieder abgeholt und nach Hause getretrollert zu werden. Vermisst man sowas denn nicht und erinnert sich daran, wo man damit gewesen sein könnte? Also wenn schon sich das Kind nicht erinnern kann, dann doch zumindest bestimmt die Eltern? Hmm …
(Nachtrag: Ganz übersehen, dass ich schon Bild von dem Ding drin hatte. Seit über zwei Wochen steht der Roller nun also schon hier herum …)
Eine Kundin kam an die Lagertür und sprach eine Kollegin an, die gerade in der Leergutannahme am arbeiten war. Viel bekam ich durch die angelehnte Tür des Kassenbüros nicht mit, jedoch reichten mir die wenigen Gesprächsfetzen, um meine Neugierde zu wecken. Ich stand auf und ging die beiden Treppenstufen runter und fragte, ob ich helfen könne.
Das Problem der Frau hatte nichts mit uns zu tun, sondern war ganz privater Natur. Sie hätte Ratten auf dem Balkon und wollte wissen, was sie dagegen tun könne. Warum sie ausgerechnet in einem Supermarkt nach einer Lösung für ihr Problem suchte, erschloss sich mir nicht so richtig. Auf jeden Fall wollte sie kein Unternehmen fragen, das auf Schädlingsbekämpfung spezialisiert ist, auch wenn genau das mein erster Ratt Rat für sie war.
Die Kundin sah mich eindringlich und schweigend an. Es war dieser Blick voller Hoffnung, doch noch eine Antwort zu bekommen, die mit der eigenen Meinung, wie man mit dem Problem umgehen könnte, konform geht. Aber ich hatte keinen Tipp für sie. Schließlich sagte ich ihr, dass sie den Ratten den Spaß am Balkon nehmen sollte. Essensreste und Vogelfutter entfernen, aufräumen, Unrat beseitigen, Schlupflöcher und Ritzen verstopfen. So richtig glücklich schien sie mit der Antwort auch nicht gewesen zu sein, aber mal ehrlich: Was hätte ich ihr sonst sagen sollen?
Hier im Eingangsbereich steht seit Tagen schon wieder ein vergessener Tretroller herum. Wer mit so einem Teil unterwegs ist, kommt doch vermutlich aus der näheren Umgebung. Vermisst man (oder zumindest die zum Kind gehörenden Eltern) den dann nicht und erinnert sich daran, wo man damit gewesen sein könnte?
Wir lassen das blau-gelbe Fahrzeug da einfach mal stehen. Irgendjemand wird den Roller schon mitnehmen, aus welchen Gründen auch immer …