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Lachhaft

Wir haben in jüngster Zeit mal wieder Mitarbeiter gesucht, konkret ein paar Aushilfen für die Kasse in den Spätschichten. Manchmal bewirbt sich niemand, manchmal rennen einem die Interessenten beinahe die Bude ein. Das war diesmal der Fall. Wir haben in der Reihenfolge des Posteingangs die Bewerber angeschrieben und uns auch relativ schnell für drei entscheiden können.

Parallel dazu ergab es sich, dass wir Leute zum Verräumen der Ware brauchten. Die Rahmenbedingungen blieben die selben, nur die Tätigkeit wäre eine andere zu anderen Zeiten. Statt den restlichen Bewerbern also eine Absage zu schreiben, versuchte ich es hiermit:

… vielen Dank für die Bewerbung bei mir im Unternehmen. Aufgrund der Vielzahl der Bewerbungen sind die ursprünglich ausgeschriebenen Jobs an der Kasse mit größter Wahrscheinlichkeit schon vergeben.

Sollte es zeitlich passen, könnte ich (ebenfalls als geringfügige Beschäftigung) eine Alternative anbieten: Ich suche akut noch Mitarbeiter, die dienstags und freitags ab 8 Uhr morgens Ware verräumen. (Dabei möchte ich nicht ausschließen, dass nicht vielleicht sogar mal eine Tätigkeit an der Kasse daraus wird oder zumindest hinzu kommt.)

Wenn daran Interesse besteht, sollten wir kurzfristig einen Termin vereinbaren.
Ich fand das ein korrektes Angebot, vor allem auch mit der Option, schon einen "Fuß in der Tür" (zum Kassentisch) zu haben.

Von einem Studenten bekam ich folgende Antwort:

"Das Angebot finde ich ziemlich lachhaft."
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich erkannte, was das Angebot so lachhaft gemacht hatte: Student. Mitten in der Nacht arbeiten. Merkte ich dann auch. :-)

Die einen so, die einen anders …

Wer Personal einstellt, kann was erleben. Vor allem begegnen einem im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Charaktere.

Der Einstieg in mein Unternehmen, die Kombination aus Vorstellungsgespräch und der Schnupperrunde an der Kasse, verläuft hier für Kassenkräfte fast immer gleich. Nach dieser Schnupperrunde, in der die Bewerber nach einer kurzen aber ausreichend langen Einführung in die Abläufe an der Kasse unter Aufsicht die ersten eigenen Schritte machen sollen, entscheidet sich, wie es weitergeht. Manchmal entscheiden die Bewerber, dass der Job an der Kasse nichts für sie ist, manchmal sehen wir es so – oder man findet zueinander.

Da war zum Beispiel erst in jüngster Zeit eine junge Frau, die erklärte, dass sie schon in verschiedenen Geschäften, darunter auch bekannte Lebensmittelfilialisten, an der Kasse gearbeitet hat und demzufolge über entsprechende Erfahrungen verfügt: "Kassieren kann ich, jahrelang gemacht." Bei der Einführung wurde schnell klar, dass es schon bei den Grundlagen an der Kasse eklatante Defizite gab. So hat sie zum Beispiel bei jedem Artikel vor dem Scannen den Strichcode gesucht. Mit Erfahrung an der Kasse im Lebensmittelhandel weiß man einfach irgendwann, wo die Strichcodes ungefähr sitzen. Münzen hat sie häufig von beiden Seiten betrachtet, um den Wert herauszufinden. Dabei kann man unsere Euro- und Centmünzen mit Erfahrung von beiden Seiten zweifelsfrei identifizieren. Und so weiter. Das wirkte alles so unglaublich dilettantisch, als hätte sie noch nie einen Supermarkt von innen gesehen. Das war dann nichts.

Es gibt auch die anderen Beispiele: Junger Mann, Student, bewirbt sich bei uns als Aushilfe. "Hast schon mal kassiert?" – "Nein, noch nie so richtig."
Wir haben ihm bei der Einführung alles Notwendige gezeigt und er hat die Infos aufgenommen und in der Praxis sofort umgesetzt. Noch während der ersten Schnupperstunden stand er zeitweise schon quasi alleine an der Kasse, während die ihn beaufsichtigende Mitarbeiterin hinter ihm an der anderen Kasse ihre Kunden abgefertigt hat und maximal noch aus dem Augenwinkel zu ihm blickte. Kassentraining und Stresstest waren dann schnell erledigt und so kamen wir zu einem neuen Kollegen. :-)

Gottvertrauen

Nicht jeder, aber die meisten meiner Mitarbeiter haben ein abschließbares Fach in unserem (inzwischen auch schon wieder nicht mehr ganz so neuen) Garderobenschrank. Diejenigen, die ein Fach haben, halten es abgeschlossen. Dann gibt es noch den Kollegen mit dem Tesafilmstreifen als Griff und dem ins Fach eingeklebten Schlüssel. Aber seit über zwei Jahren scheint es problemlos zu funktionieren. :-D


Bewerber-Kontakt via WhatsApp

Aus einer Bewerbung:

Sie können mich per Email oder Whatsapp kontaktieren.
Die junge Dame ist Studentin und hat einfach einen der aktuell beliebtesten Kommunikationswege mit angegeben. Hatten wir bislang auch noch nicht, aber das Angebot hatte ich gerne angenommen.

(Wir haben dann übrigens auch zusammengefunden.)