Nach einer Weile des Grübelns kamen wir dann darauf, dass das von der Kundin gesuchte "Dragonbrot", so zumindest hatte mir eine Mitarbeiterin das Anliegen ins Büro übertragen, in Wirklichkeit ein ganz profanes "Dreikornbrot" war.
Ein Kunde, der so wenig kaufte, dass ich von mir aus nicht drauf kam, dass er eine Tüte benötigen könnte, blaffte mich an, ich solle ihm eine Tüte berechnen, ich entgegnete, dazu müsste ich wissen, welche Tüte.
"Egal, welche." (Hätte die Riesentüten für € 1,79 nehmen sollen.)
Ich blieb freundlich, buchte keine Tüte, sondern wartete ab, für welche sich der Kumpel des Kunden entscheiden würde, der ganz gemütlich den Tütenstapel umwälzte. Er brauchte ein wenig für die Formulierung, vielleicht löst er Auseinandersetzung sonst mit nonverbaler Kommunikation, aber unvermittelt spie der Kunde mir die Äusserung entgegen "Wenn ich dein Chef wäre, ich hätte dich jetzt entlassen!!"
Aha. Interessant. "Warum genau? Warum jetzt?"
Die Nachfrage versetzte ihn regelrecht in Rage: "Wenn ich dein Chef wäre, ich hätte dich entlassen, weil du nem Super-Kunden keine Tüte ... äh" – "weil ich nem Kunden, der vielleicht keine Tüte braucht, keine Tüte aufdränge, und als er zu erkennen gibt, dass er eine Tüte benötigt, rate ich nicht zu der teuersten Tüte?"
"Ja genau!"
An dieser Stelle sich das Meme vorstellen "That escalated quickly…"
Sein Kumpel, der Stammkunde war, konnte den Dialog nicht mehr ertragen: "Du bist Chef von nix, ausser nem Bauchladen, und ich will hier weiter einkaufen, also mach mal nen Flachpass."
Immer wieder nett, wenn man Kunden freundlich grüßt, vorzugsweise mit Nennung der Tageszeit (im aktuellen Fall eben "Guten Morgen.") – und man als Antwort nur einen Blick bekommt, der eine gewisse Leere in den oberen Etagen vermuten lässt.
Kunde in verschwörerischem Tonfall zu mir: "Wenn ich dir verrate, dass meine Eltern die Geschwister waren, die diesen Laden hier aufgebaut haben, habt Ihr dann ein Gäste-WC?"
Antwort: "Tut mir leid, nein. Dass deine Eltern Geschwister waren, wirkt sich dabei nicht aus. Schönes Wochenende."
Ein Kunde lief mit einem unserer Einkaufskörbe durch den Markt. Er hatte bereits etwas Gemüse und ein paar andere Lebensmittel in dem Korb, als er diesen plötzlich vor einem Regal abstellte, zum Knabbergebäck lief, eine Tüte Chips nahm, zur Kasse ging, die Chips bezahlte und schließlich den Laden verließ.
Eine ältere Frau schob einen riesigen Haufen leerer Bierflaschen in Richtung Leergutautomat. Sie muss den skeptischen oder erstaunen Blick eines Kollegen registriert haben, jedenfalls erklärte sie ihm: "Die habe ich nicht alle getrunken. Ich habe meinen Enkel rausgeworfen!"
An der Kasse wollten ein paar Jugendliche mit offensichtlichem Migrationshintergrund Zigaretten kaufen. Einer von ihnen wirkte wie höchstens 16, alle anderen noch deutlich jünger. Also fragte meine Kassiererin nach einem Ausweis. Hatte er nicht dabei, also gab es auch keine Kippen.
"Das machen Sie doch nur, weil wir Ausländer sind."
Den Satz haben wir schon so oft gehört. Es kitzelt seit einer Weile ernsthaft in den Fingern, da jedes Mal mit "Ja!" zu antworten. Aber das ist vermutlich lebensgefährlich.