Bei manchen Leuten fragt man sich, warum sie überhaupt ein Handy benutzen. So laut, wie er das kleine Gerät angebrüllt hat, hätte es sein Gesprächspartner vermutlich auch ohne bestehende Verbindung gehört.
Zumindest wissen jetzt alle anwesenden Kunden, dass er sich einen schwarzen Eiertopf mit 16GB Speicher kaufen möchte.
Eine Kundin, die sich von uns mit Ware beliefern lässt, rief eben an und wollte sich nach dem Stand der Dinge erkundigen. Warum nennt sich selber jemand in der dritten Person?
"SPAR-Markt Harste, guten Tag."
"Schönen guten Tag, Frau Meiermüllerschulz wartet auf ihre Ware. Da wollte heute Ihr Bote noch kommen..."
Ich konnte gerade mal wieder ein ganz besonders Phänomen hier im Laden beobachten. Besonders deshalb, da es wirklich nicht häufig in der Form passiert: Ein Kunde kam rein, nahm sich einen Einkaufswagen und ging zielstrebig durch die Gänge. Zwanzig Tüten Chips, zehn Dosen Erdnüsse, zwei Kisten Cola, mehrere Eimer fertigen Kartoffelsalat, den kompletten Regalbestand einer bestimmten Bockwurstsorte, vier Pakete Kaffee und noch ein paar Kleinigkeiten. Innerhalb von 5 Minuten war der Einkaufswagen bis über den Rand gefüllt, keine drei Minuten später war der Kunde wieder verschwunden.
Sowas finde ich herrlich. Gar nicht, weil man so schnell viel Geld in der Kasse hat (okay, das ist ein angenehmer Nebeneffekt), sondern weil's wirklich einfach nur cool ist.
Ich liebe es, wenn Leute wissen, was sie wollen.
"DA IST EINE SCHLANGE BIS ZUM GEHTNICHTMEHR!!! KANN MAN DA MAL EINE WEITERE KASSE AUFMACHEN??? HALLO? DAS IST JA EINE FRECHHEIT!!!", brüllte ein Mann durch die Lagertür und stampfte wieder nach vorne.
Mein Mitarbeiter war zwar schon auf dem Weg, da es sich an der Kasse tatsächlich etwas staute, aber dennoch ging ich in den Laden, um nachzusehen, ob wir uns in der Schlangenlänge denn so sehr getäuscht hätten. Hatten wir nicht, die war zwar lang aber zur Not noch "grenzwertig". Ich weiß, dass in den meisten Läden in dieser Situation noch kein Mitarbeiter eine weitere Kasse geöffnet hätte.
Als der Mann mich sah, brüllte er wieder durch den ganzen Laden. Ich weiß ja, dass meine Antwort nicht nett war: "Wenn Sie noch mehr brüllen, kommt gar keine zweite Kasse." Man muss sich ja schließlich nicht alles gefallen lassen. Jedenfalls nicht von einem Typen, den ich noch nie zuvor gesehen habe und der sich hier aufführt wie King Kong im Käfig.
Die zweite Kasse öffnete natürlich prompt und an Zeitersparnis gebracht hat es ihm – na, wer errät's? – absolut gar nichts.
Eine Kunde fragte mich gerade eben nach einem bestimmten Artikel, der gerade ausverkauft, allerdings auch schon wieder nachbestellt ist.
"Der müsste mor..." – ich stutzte. "Äh, also heute. Nachher... wieder geliefert werden." Ich kam mir vor wie ein Sprachverwirrter. Aber irgendwie wusste ich zuerst auch nicht so recht, was ich sagen sollte.
Das sind also die kleinen Tücken der Non-Stop-Öffnung.
So unterschiedlich sind sie, die Leute. Angenommen, es kommen zwei Kunden nacheinander an die Lagertür und jeder von ihnen hält eine Karte mit vier Coupons für "gelbe Säcke" in der Hand.
Kunde 1 möchte nur ausdrücklich nur eine Rolle haben. "Können Sie den einen Coupon ausschneiden?" Auf die Frage, ob er nicht alle vier mitnehmen möchte, erfährt man, dass er sich die lieber einteilt und einen nach dem anderen haben will.
Kunde 2: Vorgewarnt fragt man vorsichtg, wieviele Rollen er denn gerne hätte. In dem Fall lautet die Antwort natürlich "Alle vier, ich will schließlich nicht mehrmals laufen müssen."
Seit Jahren schon sammeln wir hier im Laden im Rahmen der Korkampagne des NABU gebrauchte Korken.
Immer mehr Winzer gehen dazu über, Stopfen aus Kunststoffmaterial in die Flaschen zu stecken. Hoffentlich stören die nicht allzu sehr, wenn sie zwischen den echten Korken liegen. Auf den ersten Blick sehen die Dinger aber auch zu echt aus:
Deutlich nach unserem offiziellen Ladenschluss haben sich eben noch zwei Polizisten durch die Ausgangstür in den Laden geschummelt. An der Kasse leitete mein Mitarbeiter das Gespräch mit einem lockeren "Durch den Ausgang reinkommen war jetzt aber schon in der Grauzone." ein.
Der Polizist war schlagfertig. "Endlich mal!", grinste er breit.
Eine Kundin Frau, die gerne Kundin werden würde, rief an und erkundigte sich, ob ich große Weihnachtsgänse bekommen würde. Die Betonung lag auf groß, denn sie suchte Gänse ab sechs Kilogramm Gewicht. Ich musste gestehen, dass ich dabei nicht weiterhelfen konnte, da bei uns bei "Babyputen" und "jungen Gänsen" Schluss ist.
Wir redeten noch etwas uns sie klagte mir ihr Leid, dass sie bislang nirgends eine so große Gans bekommen konnte und dass sie das Gefühl hat, dass es von Jahr zu jahr schwieriger wird, ein Tier in der Größenordnung zu erstehen.
Es ist ja nun tatsächlich so, dass Familien immer kleiner werden. Im "großen Kreis" wird immer seltener gefeiert und unbestreitbar ist, dass eine Ente oder Babybute für eine dreiköpfige Familie durchaus ausreicht. Aus meiner Sicht als Einzelhändler würde ich diese Aussage sofort unterschreiben. Dass wir auf den großen Viechern in der Vergangenheit schon mehrfach "sitzengeblieben" sind, war der Auslöser dafür, dass wir sie schließlich gänzlich aus dem Sortiment verbannt haben.
Ein Mann betrat eben den Laden, unter einem Arm hielt er zwei große, flache Kartons.
Er ging direkt zum Leergutuautomaten und stopfte die beiden großen Schachteln, die sich als komplett geplünderte, relativ große Adventskalender entpuppten, in den Müllsack, nahm sich ein Bier und bezahlte es.
Müsste man eigentlich hinterhergehen und ihm seinen Müll wieder vor die Haustür legen.
Eine flüchtige Bekannte war im Laden. Auf zwei Krücken Unterarmgehstützen bahnte sie sich den Weg durch die Gänge. Irgendwann hatte dann, Dank ihrer mitteilsamen Art, wirklich jeder mitbekommen, dass sie einen Bänderriss hat und deshalb nicht richtig laufen könne. Die meisten Kunden machten Platz und nahmen Rücksicht auf die Frau mit den vier Beinen.
Nur die mindestens 6-8cm hohen Absätze an ihren Schuhen zogen die Dramatik, die die Frau an den Tag legte, etwas ins Lächerliche.
Eigentlich könnte ich zu diesem Foto den selben Text nehmen, wie auch schon am 19. März dieses Jahres.
Diesmal ist die klebrige Masse zwar nicht über Reisschachteln gelaufen, aber dafür hat es sich der Honig in allen Ritzen der am Fachboden des Regals angebrachten Preisschiene gemütlich gemacht. Auch eine scheiß Arbeit, das wieder sauberzubekommen...