Ich spekuliere einfach mal: Einem Kunden oder einer Kundin ist ein Glas Honig heruntergefallen und dabei zerbrochen. Da der Honig sehr zähflüssig und klebrig ist, blieben die Scherben haften, so dass man nicht viele Einzelteile aufsuchen musste.
Das Glas nicht einfach liegenzulassen, sondern mit dem Deckel nach unten irgendwo ins Regal zu stellen, war sicherlich auch ganz nett gemeint, aber leider lief nicht nur die Zeit, sondern auch der Honig immer weiter und verteile sich so über, an und unter allen Reispackungen in der Nähe.
Und, nein, so werden keine Honig-Reis-Waffeln gemacht.
Eine Kundin hat darum gebeten, einem älteren Paar, das sich von uns beliefern lässt, zumindest keine Milch mehr zu schicken. Sie sei dort Haushälterin und die komplette Tiefkühltruhe wäre mit gefrorenen Frischmilchpackungen bis zum Rand gefüllt.
Da denkt man sich doch nichts dabei, wenn erwachsene Menschen jede Woche literweise Milch kaufen...
Was für ein Zufall: Ein Kunde hat gerade gefragt, wo er um diese Zeit wohl noch Sicherungen bekommen könnte.
Leider konnte ich ihm auch nicht helfen. Ich habe keine Sicherungen im Sortiment und sämtliche mir bekannten Läden, die welche haben, sind bereits seit über einer Stunde geschlossen.
Er sah zum Glück nicht so aus, als ob er eine Schmelzsicherung mit einem Stück draht flicken würde.
Wenn einer klaut, dabei erwischt wird, sich glaubwürdig entschuldigt, daraufhin wieder in den Laden darf und dann aber mitsamt seinen Freunden wochenlang nicht mehr zu sehen ist - darf man dann an Zufall oder ein zutiefst schlechtes Gewissen glauben?
Liebe Kinderwagen schiebenden Muttis: Man kann die Räder eines Buggys auch ölen und muss damit nicht allen Mitmenschen in der Umgebung Ohrenschmerzen verursachen!
Nach etwas längerer und recht umständlicher Suche entschied sich der alkoholisiert wirkende Mann in den frühen Morgenstunden für ein Glas Rollmöpse.
Passt, würde ich sagen.
Kundin: "Die haben doch immer so eine aufgedruckte Zahlenkombination. Ich brauche die Sorte null, neun, zwei, null, eins, null. Ich habe hier schon alles abgesucht, aber finde genau die hier nicht."
(Sie hatte sich das auf die Batterien aufgedruckte Haltbarkeitsdatum (09-2010) abgeschrieben... )
Ein Pärchen war eben hier im Laden. Vor dem Leergutautomaten haben sie sich fast gezofft. Beide hatten eine im Vorbeigehen deutlich spürbare Fahne. Sie lallte zwar noch nicht, redete aber schon mit lockerer Stimme und er konnte kaum geradeaus gehen und schwankte bei jeden Schritt.
Eine beinahe normale Szene hier.
Aber auch nur "beinahe normal", denn die beiden hatten noch ein ca. fünfjähriges Kind dabei.
Vier männliche Kunden in sichtbarer Partylaune haben gerade drei Kisten Bier und ein Bund Suppengrün gekauft.
Nicht, dass ich niemandem nicht gönne, Suppengrün zu kaufen oder Suppe zu kochen oder was auch immer.
Aber es wirkte in diesem Fall doch sehr -öhm- skuril.
Während ich eben in der Gemüseabteilung stand und die Bestellung für Montag vorbereitet habe, kam eine langjährige Stammkundin in den Laden. Ihr Name klingt fast schon wie aus einer Romanvorlage und passt hundertprozentig zu der typischen, karikierten alten Dame, die einem immer wieder ihre Lebensgeschichte erzählt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie es sogar schon einmal hier ins Blog geschafft hatte, jedoch finde ich den entsprechenden Beitrag gerade nicht wieder.
Sie stellte sich vor mich, wie begrüßten uns und sie begann zu erzählen, was sie doch für ein Pech hätte. Ihr Fernseher wäre kaputt und nun müsste er repariert werden und der, der ihn jetzt reparieren würde, wäre doch so nett und so günstig. Ein anderes Unternehmen, das sich mal ihren Fernseher angesehen hätte, wäre ja sooo teuer gewesen. Richtige Wucherer. Bei den letzten Worten stuppste sie ihren ausgestreckten Zeigefinger gegen meinen linken Oberarm.
Während sie sich weiter über den Radio- und Fernsehtechniker aufregte, stieß sie immer weiter und immer kräftiger mit ihrem Finger gegen meinen Arm. Der lange Fingernagel drückte sich spürbar durch meinen Hemdärmel. "Nur dafür, dass die hergekommen und den Ton wieder eingestellt haben, sollte ich 49 Euro bezahlen!", erfuhr ich unter Schmerzen. Ich ließ es erst geschehen, nutzte ihre erste Sprechpause aber, um meinen Arm zu reiben und ein demonstratives "Aua!" von mir zu geben. Da bemerkte sie wohl ihren Übereifer und entschuldigte sich.
Ich hatte zum Glück ein wichtiges Argument für die Flucht in der Hand: "Ich muss ganz schnell meine Gemüsebestellung senden!", sagte ich. Und verschwand.
Der kleine Junge, der hier Anfang des Jahres Weihnachtslieder johlend durch den Laden lief ist mir gerade eben schon wieder aufgefallen. "Ihrkin dalein kohmed, okohmed all." tönte es eben grandios kakophonisch während des gesamten Einkaufs des Muttertieres.
Und es gibt Leute, die halten den Job hier für harmlos.