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Schnell geklaut

Von der Lagertür aus beobachtete ich folgendes: Ein Mann mit "einschlägigen" Merkmalen betrat den Laden und ging direkt um die Ecke in Richtung Brot, Kondensmilch, Kühlregal und Kaffee, weswegen ich mich unverzüglich an meine Videoanlage klemmte. Er interessierte sich aber gar nicht für Kaffee, sondern nahm sich stattdessen nur ein Teil aus dem Regal mit Kondensmilch heraus. Eine tendenziell gegenüber Ladendieben eher "sichere" Warengruppe.
Dennoch beobachtete ich ihn weiter, bis er bei der Leergutannahme anhielt, um seine mitgebrachte Flasche abzugeben. Außer der Flasche hielt er allerdings nichts mehr in den Händen. Als er wieder im Laden in einem der Gänge verschwandt, sprach ich ihn an, wo er "das Teil" gelassen hätte, das er sich eben aus dem Regal genommen hätte.
"Das habe ich wieder zurückgestellt.", versicherte er mir gleich zweimal - nur wußte ich, daß dem nicht so sein könnte, denn er war ja gar nicht wieder zum Kaffeeregal zurückgegangen und bohrte deswegen weiter. Er zog dann schließlich ein Glas mit Kaffeeweißer aus dem Ärmel und folgte mir erstaunlich friedlich in Richtung Lager.
Da ich 100%ig wußte, daß er nichts weiter eingesteckt haben konnte, ersparte ich ihm mir die Warterei auf die Polizei, nahm nur seine Personalien auf und gab ihm den Tip mit auf den Weg, sich hier nie wieder blicken zu lassen...

Ouzo-Dieb

Der Kollege an der Kasse warnte mich eben vor: "Guck mal beim Schokoladenregal, da schleicht so ein dunkler Typ herum."
Und tatsächlich: Eine recht finster wirkende Gestalt ging von dort direkt zum Alkohol und steckte sich eine Flasche Ouzo in seine Hose. Eine der wenigen Flaschen, die nicht mit dem deutlich sichbaren Sicherungsetikett am Verschluß ausgestattet waren, sondern lediglich den unauffälligen Aufkleber auf dem Etikett trugen, verschwand unter seiner Jacke im Hosenbund.
Direkt an der Kasse, aber noch im Laden, hielt ich ihn am Arm fest, sprach ich ihn an und forderte ihn auf, mir ins Lager zu folgen. Er gab die Tat auch gleich zu und machte überhaupt keine Versuche, sich herauszureden oder zu flüchten. Einen Ausweis hatte er leider nicht dabei - dafür den Entlassungsschein der Justizvollzugsanstalt Bremen. Dort hat er nämlich erst einen dreimonatigen Aufenthalt hinter sich gebracht. Ohne Ausweis blieb mir natürlich nur der Weg über die Polizei, die dann auch unverzüglich nach fast einer Stunde hier vorfuhr.

Ich höre schon die Aufschreie der Blog-Leser: "Der war noch nicht aus dem Laden. Er muß kein Dieb sein. Er hätte die Flasche ja noch an der Kasse bezahlen können."
Gewahrsamsenklave nennt sich die Definition eines Ortes, den ich immer mit "persönlichem Schutzbereich" umschreibe. Wer eine Sache in seinem privaten Bereich (Also in Kleidung, in Taschen) verbirgt, so daß diese Sache nicht durch Dritte mehr von außen einsehbar ist, hat den Diebstahl vollzogen.

Der Mann war ausgesprochen ruhig und eigentlich sehr nett. Kaputte Type, Alkoholiker und so wie es klang auch irgendwie an anderen Drogen dran, verpfuschtes Leben, nach einem (von inzwischen mehreren) Knastbesuchen Lebensgefährtin und Wohnung weg und kein Geld für irgendwas. Obwohl er mich bestohlen hat, tat er mir sogar irgendwie Leid. Das, was er so sagte, wirkte jedenfalls nicht wie eine faule Ausrede, sondern eher nach echter Verzweiflung und Resignation.

Unabhängig davon: Die "Entlassungsscheine" der JVA wurden wahrscheinlich für tausende Jahre im Voraus gedruckt und müssen offenbar aus Kostengründen bis zum letzten Rest aufgebraucht werden. Der komplette Bereich für die Abrechnung privates Geld gegen anfallende Gebühren ist nämlich noch in "DM" beschriftet. Schwaches Bild, finde ich.