Für einen bestimmten Kunden besorge ich immer vom Großmarkt eine bestimmte Sorte der Al Capone Cigarillos. Vor drei Wochen habe ich leider die falsche Sorte erwischt, die beiden Kartons aber trotzdem einfach mit an die Kasse gestellt. Ich dachte mir, daß sich - wie fast bei jedem Artikel - schon irgendein Kunde dafür finden wird. Tatsächlich wurden es im Laufe der Tage immer weniger Packungen.
Nun hat ein Kunde bei mir an der Kasse genau so ein Päckchen bezahlt:
Ach, SIE haben die alle gekauft..?
Naja, alle wohl nicht. Aber fast.
Das war nämlich reiner Zufall, daß ich die habe. Normalerweise bringe ich die "Sweets" für einen anderen Kunden mit und hatte mich da mal vergriffen. Aber offensichtlich war das gar nicht so schlimm.
Nee, das war gut.
Ich kann Ihnen die auch gerne wieder besorgen. Das ist kein Problem, die dann regelmäßig dazuhaben.
Das wäre schön. Dann kann ich die immer hier kaufen.
Eine namentlich bekannte Stammkundin hatte zu wenig Geld dabei, um ihren Einkauf bezahlen zu können. Wir haben sie dann trotzdem die Waren mit nach Hause nehmen lassen. Später sollte sie wiederkommen und ihre Schulden begleichen.
Sie kam auch wieder, aber sie wollte unbedingt bevorzugt behandelt werden. Es standen zwar fünf andere Kunden an der Kasse, aber sie bestand darauf, daß sie "auch schon als Kassiererin gearbeitet hätte" und schließlich die Arbeitsabläufe kennen würde und deshalb ein Vorrecht hätte. Wir durften uns geradezu von ihr beschimpfen lassen dafür, daß wir sie nicht bevorzugt behandelten. Dies wäre allerdings ausgesprochen ungerecht gegenüber den Wartenden gewesen.
Manche Leute haben echt Probleme. Erst kommt man denen so sehr entgegen und dann sowas.
In diesen Minuten spielen sich hier fast dramatische Szenen ab. Ein Kunde ist, wahrscheinlich in Folge eines epileptischen Anfalls, umgestürzt und wohl sehr stark mit dem Kopf auf ein Regal und/oder den Fußboden aufgeschlagen. Er lag dort, krampfte am ganzen Körper und war zeitweise schon im Gesicht blau angelaufen.
Inzwischen sind außer den drei Sanitätern auch ein Notarzt und sein Helfer hier mitten im Laden zugange.
Der Mann ist zeitweise zumindest scheinbar ansprechbar gewesen und versucht auch, aufzustehen, wirkt aber extrem benebelt. Ich vermute, daß er sich eine nicht unbedeutende Gehirnerschütterung zugezogen haben wird. Die Beule auf seiner Stirn war eine deutlich sichbare Erhebung, die ich nicht mehr nur als "Schwellung" bezeichnen würde.
Die Sanis haben den Herren zwangsläufig auf einer Trage mitgenommen. Ein unangenehmer Einstieg in ein ruhig geplantes Pfingstwochenende.
Nachtrag:
Wir haben gerade seine Mütze gefunden. Es könnten natürlich auch... ähm... sagen wir mal so, "andere" Gründe als Ursache für seinen k.o. zumindest anteilig in Frage kommen.
Manche alten Leute sind seltsam. Frau K. ist auch alt, aber dafür besonders seltsam.
Sie mag nicht mit ec-Karte zahlen. Sie hat zwar eine und kennt auch ihre Geheimzahl - aber sie hat Angst davor, daß wir ihre Geheimzahl speichern, ihre Karte entwenden und das Konto plündern. Vor diesem PIN-Klau warnen die Medien Klatschmagazine ja auch oft genug.
Ihre Kontoauszüge zeigt sie mir dagegen ohne Skrupel. Ich find's ja schön für die alte Dame, daß sie mehrere zehntausend Euro hortet, aber sie braucht mir nicht zu beweisen, daß sie wirklich zahlungskräftig ist.
Regelmäßig fragen besorgte Kunden, ob sie mehrere Tage alte Pfandbons noch einlösen können.
Natürlich können sie das. Aufgrund der Besorgnis vermute ich, daß es in vielen Läden anders ist. Dabei stellt sich mir nur die Frage, mit welcher Begründung dort die Kunden abgezockt werden. Nur, damit abends eine (interne!) Leergutabrechnung genau paßt?
Tut mir Leid, dafür habe ich kein Verständnis.
Andererseits: Wenn die anderen sich weiterhin so gegenüber ihren Kunden verhalten, bleibt mein Laden eine grüne Oase in der Servicewüste...
Eine Kundin berichtet, daß sie von einem bestimmten Produkt immer wieder Durchfall bekommen würde.
Da andere Kunden sich darüber nicht beschweren, wir aber relativ viel davon verkaufen, würde ich darauf tippen, daß eine persönliche Unverträglichkeit ihrerseits gegenüber wenigstens eine der Zutaten vorliegt.
Aber wieso regelmäßig? Ich meine... da würde ich doch mal langsam aufhören, das Zeugs zu futtern...
Eine Kundin beschwerte sich empört darüber, daß Trauerkarten auf unseren Kassenbons als "Glückwunschkarten" ausgewiesen werden.
Das Problem bei den Karten ist, daß der Hersteller Karten mit gleichen Preisen die selbe Artikelnummer verpaßt hat. In unserer Warenwirtschaft wird eine Geburtstagskarte für 1,05 Euro genau so verbucht, wie eine Trauerkarte für den selben Preis.
Eine Möglichkeit wäre, den Artikeltext generell in eine allgemeinere Form zu ändern. Die mir einfallenden möglichen Alternativen gefallen mir aber alle nicht. Nur "Karte" ist zu allgemein (Land-, Busfahr-, Spiel-...) und bei "Ereigniskarte" muß ich dauernd daran denken, daß ich mich direkt ins Gefängnis begeben, aber dabei nicht über "Los" gehen soll.
Weitere Vorschläge nehme ich gerne entgegen.
Nachtrag: So, jetzt habe ich alle Texte auf Grusskarte geändert. Sogar die, die nur den Text GWK statt Glückwunschkarte ausdruckten. Bei den vielen Karten war das echt mühselig. Aber was tut man nicht alles für seine Kunden...
Eine Kundin fragte nach Rosinen. Ich führte sie zum Regal mit den Backzutaten und zeigte ihr die dort vorhandene Auswahl. Entsetzt sah sie mich an und verlangte Bio-Rosinen.
Klar, kein Problem. Haben wir auch. Also zeigte ich ihr unser Bio-Sortiment. Aber auch damit war sie nicht zufrieden: Bio war ihr nämlich zu teuer...
Eine Kundin von uns, die eine nahegelegene Filiale einer Drogeriekette leitet, klagte mir vorhin ihr Leid: Sie hat heute morgen eine Krankmeldung von ihrer heutigen Mitarbeiterin bekommen. So darf sie dann heute alleine in der Filiale arbeiten und muß neben dem Samstagsgeschäft noch die Ware auspacken, die gestern abend geliefert wurde.
Zur Zeit ist das mit den vielen Krankheitsfällen offensichtlich wohl nicht nur bei uns so arg.
"Ja, natürlich.", sprach ich, knüllte ihn zusammen und warf ihn in den Papierkorb.
Ich bin mir nicht sicher, ob sie es wirklich so gemeint hat, wie es sich in meinen Ohren anhörte. Die Frage klang jedenfalls so vorsichtig, als wäre die Kundin in anderen Geschäften schon dazu aufgefordert worden, den Kassenzettel gefälligst mitzunehmen.
Ein ca. 4jähriges Mädchen stand gerade im Laden und steckte seine Zunge raus.
Die Frau, die sich zur ihr hinunterbeugte sah gar nicht so gut gelaunt aus. Im Vorbeigehen hörte ich von ihr Fragmente, die wie "dann gibt es eben gar nichts mehr" klangen.
Na, welchen Wunsch wollte sie der Kleinen wohl nicht erfüllen?
Frau P. läßt sich unregelmäßig von uns mit Ware beliefern. Sie schickt dazu einen Brief, in dem sie all ihre Wünsche niedergeschrieben hat. Sofern sie ein Telefon besitzt, rückt sie ihre Nummer nicht heraus. Und für uns beginnt das lustige Rätselraten darüber, was die gute Frau wohl essen möchte.
Da schreibt sie z.B.
1x Kartoffeln
Harmlos. Da bekommt sie einen Beutel mit 2,5kg Kartoffeln, vorwiegend festkochend. Damit kann man fast nichts verkehrt machen.
3x Müllermilch
Kein Problem. Jeweils einmal Erdbeere, Schoko und Banane.
1x Briefumschläge
C4? C5? Mit Sichtfenster? Da gibt es die klassischen C4.