Eine Kundin beklagte sich darüber, dass "ihr" Produkt ganz oben im Regal stehe und sie deshalb dort nie ankommen würde: "Wenn sie das nach unten stellen und irgendwas anderes da oben hin, kann ich davon mehr kaufen, weil ich dann nicht immer fragen muss."
Ich versuchte sie mit der Aussage, dass wir hier aus Platzgründen leider so hoch bauen müssen, zu beruhigen und sagte ihr nicht, dass wir von einem Artikel sprechen, den man nicht überall bekommt und der auch bei uns nur ins Randsortiment gehört. Den Platz mit einem besser laufenden Produkt zu tauschen wäre jedenfalls betriebswirtschaftlicher Unfug.
Ich saß heute Mittag an der Kasse, Und wieder einmal war eine Kundin da, die mich darum gebeten hat, ein paar Teile getrennt abzurechnen.
Sie wollte für beide Einkäufe keinen Kassenbon.
Sie bezahlte beides mit relativ viel Kleingeld ("Darf ich Ihnen etwas Kleingeld geben?") aus ihrem Portmonee. Es ging ihr also offenbar auch nicht darum, für eine getrennte Abrechnung das Kleingeld von mir zu bekommen.
Ein Kunde stand eben an der Kasse und hat seinen recht üppigen Einkauf bezahlt. In seinem Rucksack befand sich irgendetwas, das den Alarm der Warensicherungsanlage auslöste.
Nicht weil ich annahm, dass er etwas geklaut hätte, sondern um ihn von dem vermutlich irgenwann mal vergessenen Sicherungsetikett zu berfreien, schnappte ich mir gewohnheitsgemäß den Handchecker und der Kunde und ich begannen, seinen Rucksack zu untersuchen. Mittendrin lag ein Stapel älterer DVDs, von denen tatsächlich (mindestens) eine gesichert war. Das Übel war also schnell gefunden.
Aber den obersten Film im Stapel hätte ich am liebsten einbehalten. Es war der mir zwar bekannte, aber bislang noch nie gesehene Originalfilm (von 1960) von "The Little Shop of Horrors", von dem ich 1986 das Frank-Oz-Remake im Kino gesehen habe. Das war sogar der erste Film, den ich im Kino mehr als einmal angeguckt habe, und zudem hat sich "Der kleine Horrorladen" damals sofort auf Platz eins meiner Lieblingsfilme katapultiert und steht dort bis heute.
Seit Wochen schon bringt eine Kundin alle paar Tage teilweise mehr als zehn völlig leere (also auch ohne Flaschen) Getränkekisten einer bestimmten Marke als Leergut hier her.
Von der Kasse aus gesehen gehen hier im Laden zwei lange Gänge bis ganz nach hinten im Laden. Der Gang an der Außenwand endet in der Getränkeabteilung, der Mittelgang führt einen direkt ins Lager (bzw. seit einigen Wochen bis zum Leergutautomaten).
Wenn es sich an der Kasse staut, stehen die Kunden normalerweise im Mittelgang. Das scheint sich anscheinend irgendwie so durch die Anordnung der Regale zu ergeben. Warum auch immer: Das ist ein sehr praktischer Effekt. Man kann von fast jeder Stelle im Laden aus erkennen, ob man eine weitere Kasse aufmachen muss.
Eben haben ein paar grimmige Kunden eine Kollegin angesprochen und darum gebeten sie aufgefordert, für eine weitere Kasse zu sorgen.
Wer kann denn auch ahnen, dass sich die Leute heute mal am Außengang entlangschlängeln und schon kurz vor den Getränken standen. Das waren bestimmt alles normalerweise Kunden vom Discounter an der Ecke.
Doch, man merkt deutlich, dass der Penny-Markt an der Ecke geschlossen hat. So viele Kunden, die vorsichtig nachfragen, ob sie auch Glasflaschen in unseren Leergutautomaten stecken dürften...
Eine Kundin suchte einen Joghurt. Eine spezielle Sorte Danone Activia vermisste sie im Regal. Activia ist, wenn ich das gerade richtig sehe, der teuerste Joghurt hier im Regal. Schade, ich hätte ihr den gerne verkauft, versprach aber, mich darum zu kümmern, dass, wenn der Joghurt nicht sogar schon zu morgen bestellt sein sollte, er auf jeden Fall zu Samstag bestellt wird.
"Das hilft mir nichts, ich brauche den heute", sagte die Kundin. "Meine Katze muss Tabletten bekommen und frisst die nur mit Joghurt."
Natürlich freue ich mich, wenn die Kunden hochwertigere Produkte kaufen. Und Tierliebe ist ja auch sehr schön. Aber das war schon fast dekadent.
Eine Kundin wollte ein paar von den frischen Körnerbrötchen haben. Nun sind wir diesbezüglich leider momentan völlig ausverkauft. Dadurch, dass der Penny an der Ecke gestern und heute wegen Umbauarbeiten geschlossen hat, war der Ansturm auf meinen Laden höher als gewöhnlich. Ich hatte die bestellten Mengen zwar schon aufgestockt, aber offenbar hat's zumindest bei den Aufbackbrötchen bei weitem nicht gereicht.
Ich grüble immer noch, was die Kundin mit "Dann komme ich eben morgen wieder." gemeint hat. War das nur eine Höflichkeitsfloskel oder wollte sie wirklich ihren Wunsch nach frischen Brötchen auf morgen verschieben? Hmm...
Ein Kollege rief mich von der Kasse aus an: Ein Kunde habe ganz schlimmes Sodbrennen und würde deswegen dringend "Bullrich-Salz" suchen, könne es aber nicht finden. Nun, "Bullrich-Salz" haben wir hier nicht im Sortiment, doch sagte ich meinem Mitarbeiter, er soll dem Kunden eine Packung "Kaiser-Natron" mitgeben. Letztendlich sind beide Produkte gleich und helfen, die Magensäure zu regulieren.
Da ich den Tipp aber nur vom Büro aus gegeben hatte und mein Mitarbeiter von der Kasse nicht weg konnte, irrte der Kunde einige Zeit suchend durch den Laden. Als ich ein paar Minuten später durch die Lagertür trat erspähte er mich und sagte mir, dass er verzweifelt Natron suchen würde. Er erklärte mir, dass er übelstes Sodbrennen hätte und deswegen auch nicht schlafen könne. Er sah wirklich recht elend aus.
Er tat mir so Leid, dass ich das Gefühl hatte, ihm direkt helfen müssen. Ich ging in mein Büro und holte zwei Talcid-Kautabletten, die ich ihm sogar schenkte. Bei mir wirken die Dinger in so einem Fall oder bei Übelkeit besser als alles andere und gehören zu den ganz wenigen Medikamenten, die ich, wenn überhaupt, nehme.
Der Kunde war überglücklich und nahm die Tabletten erleichtert entgegen. Wie glücklich er war, bemerkte ich besonders, als er mich zum Abschied grüßte. Dies war jedenfalls das erste Mal in meinem Leben, dass mir jemand den Segen des Herrn gewünscht hat.
Ein Paar brauchte Einweggeschirr für eine Beerdigung. Ich weiß nicht, ob die Veranstaltung (nach meiner Auffassung) stillos vonstatten gehen sollte oder ob die Pappteller und Plastikbestecke nur als Notlösung oder zur Ergänzung der bestehenden Ausstattung gedacht waren. Jedenfalls brauchten die beiden wohl sehr viel und haben meinen gesamten Bestand aufgekauft.
Die Frage nach Rabatt beantwortete nach kurzem Überlegen und in Anbetracht der genannten Notsituation spontan damit, dass ich zehn Prozent Preisnachlass gewährte. Eine nicht selbstverständliche und sehr entgegenkommende Geste, wie ich von mir selber fand.
Ich begleitete die beiden zur Kasse, um die Sache mit dem Rabatt abzuwickeln. Während wir dort standen, begann die Frau, noch weiter um den Preis zu feilschen. Dies tat sie allerdings in einer aufdringlich fordernden Art und Weise, die mir recht zügig die Laune verhagelte. Zum Glück nahm sie meine Ablehung hin und versuchte es nicht noch weiter. Ich spielte nämlich schon mit dem Gedanken, auch die angebotenen Prozente wieder zurückzuziehen. Wer nicht genug bekommen kann muss dann eben hin und wieder mal mit den Konsequenzen leben müssen.