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Zwergenaufstand im Ökoland (Vorgeschichte)

Es war einmal vor langer Zeit...

Als ich mich Anno 2000 im zarten Alter von 26 Jahren in die Selbständigkeit stürzte, ging ich mit einem gewissen Idealismus ans Werk. Dem sympatischen Supermarkt meiner Träume sollte Leben eingehaucht werden. Dinge, die ich vorher nicht ändern konnte, also während meiner Ausbildung und der nachfolgenden Tätigkeit als Substitut und später als Filialleiter, konnte ich jetzt frei entscheiden: "Haben wir nicht?" Gibt es nicht! Ein fröhliches Team, das den Servicegedanken lebt und viel Herzblut haben diesen Laden über die ersten Hürden getragen. Das Projekt Mahlzeit hat uns inspiriert zu verstärkten Aktionen gemäß dem Motto: Mehr regionale, mehr ökologische und mehr fair gehandelte Lebensmittel auf den Teller des Verbrauchers.
Unser anfangs mageres Angebot an fair gehandelten Produkten wurde massiv ausgebaut, als wir erfuhren, daß die gepa nicht nur die bei der SPAR gelisteten Artikel liefert, sondern daß die ganze Bandbreite auch uns zur Verfügung steht und nicht nur den Weltläden und Bioläden. Inzwischen beziehen wir direkt über die EWA (Eine Welt Aktion Bremen eV) auch Fairhandelswaren von El Puente und dwp. Wir starteten mit einem gut sortierten Bio-Vollsortiment (Trockenbereich) von rinatura), die ersten frischen Bio-Produkte holten wir eigenhändig von der Metro, später kam durch Tips aus dem Stammkundenkreis ein Bio-Großhändler hinzu, den wir anfangs morgens früh um vier/fünf Uhr besuchten. Das Kistenschleppen hatte nach langen Monaten ein Ende, als der Großhändler uns in seine Liefertouren aufnahm. Während der fairen Woche 2001 hatten wir gleich im Eingangsbereich einen Informationsstand im Laden, der jeden Tag von 7-20 Uhr besetzt war. Mit unserem außergewöhnlichen Engagement zogen wir die Aufmerksamkeit ebenfalls engagierter Menschen aus der Nachbarschaft auf uns und uns wurde u.a. angeboten, mitzuhelfen, ein Netzwerk zur Förderung regionaler Lebensmittel mit aufzubauen. Mit Feuereifer gingen wir ans Werk, wir wurden Gründungsmitglied der Nordlichter mit dem Anspruch "neue Ansätze für eine verbraucherorientierte, natur- und umweltschonende Landwirtschaft" und wir waren neben den Vertretern des ÖkoMarkt Bremen und Vertretern der Bremer Bauernmärkte der einzige echte Einzelhändler dort. Im Jahre 2002 hatten wir als Mitglied des Bündnis Faire Woche Bremen besonders viel Platz für die Präsentation, denn unser Untermieter (ein Bäcker) hatte aus Umsatzgründen gekündigt. Im Rahmen der Stadtkampagne 2002 zur Agenda 21 wurde unser Markt für sein besonderes Engagement im Bereich der Förderung von ökologischen Produkten ausgezeichnet. Den Zeitungsartikel über die Preisübergabe im Rathaus habe ich irgendwo verbuddelt, ich hatte (wie leider oft) wochenlang keine Zeit, ihn einzuscannen und in die Presseübersicht einzufügen. Die Zeit für viele folgende Aktionen haben wir uns einfach abgezwackt, auch den hafa-Stand der Nordlichter haben wir 2003 bis 2005 ehrenamtlich jeweils über eine Woche lang permanent besetzt gehalten.

Damals waren wir fast Exoten, das unternehmerische Wagnis, mehr als nur das Basisangebot an fairen Produkten oder gar schnell verderbliche Bioprodukte anzubieten, wollte kaum einer der konventionellen Kollegen eingehen. Wir aber waren schon damals von unserem Konzept "Globale und Regionale Regale" überzeugt und haben nach besten Kräften Überzeugungsarbeit geleistet. Nach dem Motto "Leben und leben lassen" haben wir auf den Messen auch bewußt potentielle Mitbewerber angesprochen, mehr regionale, ökologische und fair gehandelte Lebensmittel anzubieten. Wäre es uns um puren Eigennutz gegangen, hätten wir einfach unser Sortiment um regionale Lieferanten erweitert und "fertig ist die Laube". Dann würden wir dieses Jahr nicht erneut vom 18.-20.8.2006 auf dem Drachenfest in Lemwerder das Weserklasse-Team verstärken, denn was haben wir effektiv davon? Nix! Lemwerder ist weit weg von der Neustadt, da wird kaum ein Kunde später herüberkommen und einkaufen. Die Menschen, die wir dort für die Region begeistern wollen, werden ihre Einkäufe bei ihrem lokalen Bioladen oder Nachbarschaftsmarkt tätigen, aber darum geht es nicht. Bewußtsein zu wecken und Wissen weiterzugeben kann auch ideell lohnend sein.

PS: Keine zynischen Grundsatzdiskussionen über Gutmenschentum, bitte! Ich bin kein Heiliger, aber ich habe einfach immer noch Ideale. Ohne meine nicht gerade unterentwickelte Begeisterungsfähigkeit würde ich mich nicht so lebendig fühlen. Ich agiere meistens aus dem Bauch heraus und will mich niemals verbiegen müssen, deswegen habe ich die Selbständigkeit gewählt. :-)

Trackbacks

Der Shopblogger am : Zwergenaufstand im Ökoland

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Es war einmal vor langer Zeit... Die Zeiten haben sich gravierend geändert. Unsere guten Ergebnisse (bio&fair) werden gewiß von den Kollegen nicht mehr nur als Nischenerfolg gewertet werden, wir sind schließlich keine Exoten mehr. "Fast jede Woche e

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Björn berichtet heute über seine Erlebnisse in der Öko-Welt. Es ist kaum zu glauben was da abgeht. Lest aber besser mal selber...VorgeschichteDer eigentliche ArtikelIch fasse es nicht - unglaublich!

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Kommentare

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Markus am :

Laß mich raten: Irgendwer will Dich nicht mehr belifern, weil so ein ein kleiner Öko-Laden sich über Deine zu kundenfeundlichen Preise beschwert hat?

Dirk am :

Der Eintrag passt zu dem, was ich immer schon mal einen Supermarktbetreiber fragen wollte:
Vor ein paar Jahren habe ich immer versucht, wenn möglich, das Gemüse und Obst aus Deutschland zu wählen. Schließlich leben ich in Baden, wo die Sonne nicht gerade sparsam ist. Herkunftsland Griechenland oder Italien waren bäh.
Heute habe ich aber den Eindruck, ich kann froh sein, wenn ich spanisches Obst angeboten bekomme, denn die Alternativen sind Argentinien oder Südafrika.
Liege ich mit diesem Eindruck falsch?
Warum gibt es so wenig Frischware, die weniger Kilometer hinter sich hat?
Lohnt es sich, den lokalen Supermarktbetreiber darauf anzusprechen?

Björn Harste am :

Probieren kannst du's auf jeden Fall. Zumindest bei den selbständigen Märkten hast du immerhin eine Chance, dass sie regionales Gemüse ins Sortiment aufnehmen.

von mir am :

Weil z.B. die EU Subventionen dafür ausgegeben hat (und immer noch ausgibt), dass die ganzen Brandenburger Kirschbauern nach der Wende ihre Kirschbäume gerodet haben und seitdem keine Kirschen mehr anbauen - die kommen jetzt aus der Türkei. Damit ist "Preisstabilität" gesichert...
So läuft Landwirtschaft!

Fokal am :

Passend zu Dirks Beitrag bot sich mir vor einiger Zeit in einem bekannten Verbrauchermarkt eines großen Konzerns folgendes Bild:
Obst- und Gemüseabteilung. Kartoffeln. Links stapeln sich säckeweise "normale" Kartoffeln, Herkunftsland Deutschland. Rechts liegt ein einsames Säckchen Bio-Kartoffeln, Herkunftsland Griechenland. Das gleiche Bild beim (latürnich) Bio-Knoblauch aus Argentinien. Einfach Bio draufschreiben und das Zeug verkauft sich wie geschnitten Brot, oder wie?
Wie sich die Situation in Bio-(Latschenträger)-Laden darstellt, weiß ich nicht. Ich will nur einkaufen und keiner Religion beitreten. Die Herkunft und der Transportweg der Ware sind mir wichtiger als irgendwelche obskuren Siegel.

von mir am :

Hallo,
ich hab damit so meine Probleme. Hier riecht mir viel nach falschem Marketing. Zitat aus dem "Projekt Mahlzeit":
"Wer beispielsweise auch ohne frische Erdbeeren über den Winter kommt, bietet den Entwicklungsländern eine Chance, landwirtschaftliche Flächen zum Anbau von Grundnahrungsmitteln für die eigene Bevölkerung zu nutzen." Zitatende

Ist das wirklich so? Ich denke, wer im Winter Erdbeeren isst, gibt den Entwicklungsländern (gerade den armen Bauern) eine Chance, ein zusätzliches Produkt anzubieten. Denn nur wer konsumiert (also verbraucht), schafft eine Einkommensquelle.

Zitat: "Wer gesund lebt, ernährt sich von ballaststoffreichen Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst, und isst weniger Fleisch, Milchprodukte und Eier." Zitatende

Das halte ich für einen weitverbreiteten und (noch) nicht wiedersprochenen Irrtum! In den Südländern isst keiner Vollkornbrot - die essen alle Weissbrot bis zum Umfallen - und sind alle kerngesund!
Antropologen haben anhand von Knochenanalysen nachgewiesen, dass die Frühmenschen ziemlich gesund waren - bis sie angefangen haben, verstärkt Getreideprodukte zu essen. Deren Stärke wandelt sich in Zucker um und wirkt nicht nur auf Zähne sehr schädlich.

Alles Dinge, über die man mal quer vom üblichen Mainstream-gegen-Öko-Krieg nachdenken sollte...

Shopbloggerswife am :

In Entwicklungsländern werden teilweise Flächen von Großkonzernen aufgekauft und Einheimische verhungern. Aber das Thema sollte besser mit Zitaten und Links unterfüttert werden, da fehlt uns gerade die Zeit. Wir machen einen extra Blogeintrag zum Thema, OK?

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