Skip to content

6 x NEIN

Ein Mann gab Leergut ab und begutachtete währenddessen schon recht intensiv unsere Pfandspendenbox. Das Interesse war sicherlich echt, unklar war uns natürlich zunächst noch, ob dieses dem Inhalt der Box oder dem aufgeklebten Hinweis auf die Verwendung der Spenden galt.

Nachdem der Mann seinen Leergutbon aus dem Automaten gezogen hatte, faltete er ihn zu einem langen, schmalen Streifen und stocherte mit diesem im Schlitz der Box herum. Mit großen Augen guckten Ines und ich auf dem Bildschirm zu, ich sprang auf, lief zu ihm hin und leierte einen Monolog herunter. Dass ich bei der Box sehr empfindlich bin und er froh sein kann, wenn er hier nicht rausfliegt. Der Angesprochene hob beschwichtigend die Hände und erklärte, dass er gar nichts Böses im Sinn gehabt hätte.

Hmm …

Mit zwei Kollegen sahen wir uns die Videoaufzeichnung noch einmal an. Ziemlich sicher hatte er versucht, den zuletzt eingeworfenen Bon herauszuangeln. Ich lief erneut zu dem Mann und sagte ihm, dass wir das anders sehen würden. Warum sonst hätte er sonst in der Box herumstochern sollen.
Daraufhin erklärte er mir, dass er doch nur den obersten der eingeworfenen Bons weiter nach unten schieben wollte, damit ihn keiner klauen kann. Er sei doch guter Kunde bei uns und würde nie etwas Böses machen.

Mit nochmal zwei anderen Kolleginnen und Kollegen sahen wir uns die Aufzeichnung erneut an. Auch die beiden waren sich hundertprozentig sicher, dass der Mann versucht hat, den obersten Bon aus der Spendenbox mit seinem gefalteten Hilfsmittel durch den Schlitz herauszuziehen.

Im Klartext: 6 x NEIN!

Ich werde wohl im Leben nicht verstehen, wie man sich wegen so ein paar Cent oder vielleicht maximal zwei Euro, auf ein solches Niveau herablassen muss …

Die sieben Fehler

Ein Sechzehnjähriger war mit einem Freund oder auch nur Bekannten hier im Markt, während die andere Hälfte ihrer Vierergruppe vor der Tür wartete. In der Getränkeabteilung steckte er sich überraschend souverän vier Dosen Cola in die Jackentaschen und wollte dann, ohne diese zu bezahlen, zusammen mit seinem Begleiter meinen Laden verlassen. (Fehler 1) Letzterer hatte zwar selber keine Ware eingesteckt, hatte den Diebstahl jedoch unmittelbar mitbekommen.

Dass die beiden dabei von mir beobachtet worden waren, wurde ihnen wohl spätestens in dem Moment klar, in dem ich mich ihnen vor dem Ausgang in den Weg stellte. Ein Kollege und ich begleiteten die beiden ins Lager, wo der Dieb zunächst seine Jackentaschen ausleeren durfte, was er auch ohne zu diskutieren und vollständig tat.

In unkomplizierten Fällen versuchen wir immer, Diebstähle ohne Zuhilfenahme der Polizei abzuwickeln. Bei Minderjährigen informieren wir normalerweise die Eltern, aber da man ja ab 16 Jahren einen Ausweis haben muss, lässt sich das Prozedere in dem Fall auch ohne die Erziehungsberechtigen abwickeln.

"Ich habe meinen Ausweis nicht dabei", gestand der Junge. Das war Fehler 2. Mir blieb also nichts anderes übrig, als die Polizei zu rufen. So ganz ungeschoren sollte er nicht davonkommen und manchmal reicht ja schon die Begegnung mit der Polizei als ausreichend unangenehme Erfahrung, um zukünftig nicht wieder zu stehlen. Der Teenager erzählte uns zwar, dass er noch nie vorher etwas geklaut hatte, aber das glaubte ihm niemand von uns. Das sah insgesamt so routiniert aus, niemals war das sein erster Diebstahl.

Während wir auf die Polizei warteten, hatte der junge Dieb eine Idee: "Reicht es auch, wenn ich mir ein Bild von meinem Ausweis auf mein Handy schicken lassen?" Ich bejahte und sagte dazu, dass wir dann auch auf die Polizei verzichten könnten. Er begann vergeblich, in seinen Taschen nach seinem Handy zu suchen. "Oh, das ist draußen bei den beiden anderen." Warum auch immer er sein eigenes Handy nicht am Mann hatte, aber das war Fehler 3.
Sein Kumpel, der zwar dabei war aber keine Ware in den Taschen stecken hatte, durfte rausgehen und das Telefon holen. Nach ein paar Augenblicken kam er wieder rein: "Die sind weggegangen …" Das war Fehler 4.

Der Begleiter wollte dann noch mal in Ruhe in der Umgebung gucken und kam nach mehreren Minuten mit einem iPhone in der Hand zurück. Endlich konnte der Jugendliche sich das Bild seines Personalausweises schicken lassen und wir könnten die Polizei abbestellen und die ganze Warterei beenden. Der fünfte Fehler kristallisierte sich sofort heraus, der Akku des Smartphones war nämlich leer. Die Frage "Rouge et noir?" beantwortete das Display eindeutig, es blieb nämlich schwarz. Das Gerät machte keinen Mucks mehr – rien ne va plus.

Inzwischen war die Polizei da, aber auch die Beamten konnten nicht hellsehen und den Jungen ohne Ausweis identifizieren. "Kannst du deine Eltern anrufen?", fragte ein Polizist, aber das konnte der Junge nicht, da er die Telefonnummer nicht kannte. Das war Fehler Nr. 6.

Ein Kollege lieh sich im längst wieder renovierten Handyladen nebenan ein Ladekabel mit Lightning-Stecker, um das iPhone laden können. Wir helfen ja mit, wo es nur geht. Im Gegensatz dazu ging das Handy jedoch nicht, vor allem nicht an, was allen Beteiligen kein Stück half. Selbst nach zehn Minuten am Ladegerät gab das Gerät noch kein Lebenszeichen von sich. Das war der siebte Fehler und führte dazu, dass der Junge mal im Streifenwagen auf der Rückbank mitfahren durfte.

Wie das ausgegangen ist, habe und werde ich leider nicht erfahren.

Fünffingerrabatt beim Mittagessen

Dienstag Mittag kam eine Kollegin zu mir ins Büro: "Ich glaube, wir sind gerade beklaut worden. Da hatte einer drei Packungen Tiefkühl-Baguettes in der Hand und dann plötzlich nicht mehr. Aber der war nicht zur Kühltruhe zurückgegangen."

Der junge Mann war leider zu dem Zeitpunkt schon aus dem Laden, aber auf der Videoaufzeichnung war eindeutig zu sehen, wie er sich drei Packungen der Bistro-Baguettes aus der Tiefkühlung nahm, damit in einem der Gänge verschwand und die drei Packungen in seine Umhängetasche stopfte. Seine Cola bezahlte er danach, als wäre nichts gewesen.

Gut, regen wir uns nicht auf. Der Typ ist allen bekannt gewesen, der kam nämlich quasi täglich. "Der fühlt sich sicher, der wird wiederkommen", spekulierte ich.

Mittwoch Mittag kam er natürlich wieder in den Laden. Ein Kollege wollte ihn am liebsten gleich ansprechen und mit nach hinten nehmen, aber ich wollte abwarten. "Lass ihn doch erstmal hier seine Runde drehen und durch die Kasse gehen. Der Diebstahl von gestern ist auf Video, der rennt nicht weg, aber vielleicht steckt er heute ja wieder was ein."

Ich sollte Recht behalten. Diesmal kaufte er eine Tiefkühlpizza, die drei kleinen Glasflaschen Coca-Cola hatte er wieder in seiner Umhängetasche verstaut und natürlich nicht bezahlt. Prima, dann gibt es eben zwei Anzeigen. Der Mann stritt zwar alles ab, aber die Videoaufzeichnung sprach eindeutig gegen ihn.

Am Mittwoch Abend fiel mir zu Hause etwas ein: Wenn der fast täglich kommt, hat er dann auch täglich etwas mitgehen lassen? Am Donnerstag wäre die Aufzeichnung von Montag noch vorhanden; ich nahm mir vor, die Mittagsstunden mal im Schnelldurchlauf durchzusehen. Seine markante Tasche würde ich sofort entdecken, die Suche würde mich nur ein paar Minuten kosten.

Bingo: Er tauchte an Kasse zwei auf, legte eine Packung Hot-Dog-Brötchen, einen Becher Röstzwiebeln und eine Flasche Cola auf das Kassenband. Diese drei Artikel bezahlte der Mann. Die wichtigste und teuerste Zutat für Hot Dogs fehlte da jedoch, nämlich die Würstchen. Nur Brötchen mit Röstzwiebeln schmeckt doch gar nicht.

Naja, eigentlich fehlten die gar nicht. Ihm zumindest nicht. Die beiden Gläser Meica Trueman's waren natürlich auch wieder in seiner Umhängetasche und verließen unbezahlt den Laden. Da folgte also Anzeige Numero drei. Da hatte er wohl einen Lauf.

Weiter zurück reichte die Aufzeichnung ganz datenschutzkonform nicht, aber ich würde darauf wetten, dass der uns in der Vergangenheit schon sehr, sehr häufig bestohlen hat …

4 x Alkohol

Das Telefon im Büro klingelte, auf dem Display stand "KASSE". Ich ließ es zunächst klingeln, denn ein Kollege war im Laden und der hatte auch ein Telefon und konnte und sollte sich um die Belange der Kassierer kümmern. Nachdem es aber gar nicht mehr mit der Bimmelei aufhörte, ging ich doch ran.

Meine Mitarbeiterin rief ganz hektisch in die Leitung, dass wir einen Ladendieb hätten und der Kollege bereits hinterhergerannt sei. Und eine andere Kassiererin sei auch mit dabei. Ah, das erklärte zumindest, warum er nicht ans Telefon gehen konnte. Ich sprintete nach vorne und erfuhr, dass alle in die Seitenstraße verschwunden waren.

Also rannte ich auch noch die 250 Meter bis ans Ende der Kantstraße. Da diskutieren meine beiden Mitarbeiter bereits lautstark mit einer Frau, die sich bei uns ein paar Flaschen Southern Comfort und Osborne Veterano eingesteckt hatte. Die Ware ist zwar gesichert und löste auch den Alarm der Warensicherungsanlage aus, aber sie war einfach durch den Eingang rausgerannt. Die Kollegin an der zweiten Kasse hatte das mitbekommen und war geistesgegenwärtig hinter ihr her gerannt. Das war auch gut so, denn sonst wäre die Frau uns mitsamt der Ware durch die Lappen gegangen.

Dass die Ladendiebin einen Ausweis dabei hatte, fiel ihr erst ein, nachdem wir die Polizei angerufen hatten. Das war natürlich geschickt, denn auch wenn der bereits abgelaufen war hätten wir das ohne die Cops lösen können. Also rief ich dort noch einmal an, weil es aber beim Datenabgleich seltsame Unstimmigkeiten gab, kamen sie schließlich doch hinzu. Anzeige, Hausverbot, das übliche Programm.

Das wäre mal eben Ware für über 50 Euro gewesen … :-(

Ladendiebisches vom 7. März 2024

Ines und ich hatten heute Vormittag eine interne Onlineschulung der Edeka zum Thema Ladendiebstahl bearbeitet. In dem Kurs gab es nicht viel zu lernen für uns, interessant war er dennoch. "Was ist verboten?", lautete eine Frage in den Übungen. Natürlich dürfen wir die Personalien nicht erzwingen und man darf den Ladendieben auch nicht drohen und durchsuchen darf man sie auch nicht. Klar, wusste ich auch vorher schon alles. Ich finde, dass in dem Kurs der ausdrückliche Hinweis darauf fehlte, dass man Ladendiebe nicht in die Papppresse werfen darf. :-P

Eine Sache in dem Lehrgang ließ mich aber staunen. Der Teil wurde in der Theorie behandelt und war sogar Bestandteil des Abschlusstests: Ladendiebe tragen Handschuhe, um das Hinterlassen von Fingerabdrücken zu vermeiden. Ernsthaft? Wenn die Schulung nach belegbaren Erfahrungen in der Praxis entstanden war, dann ticken die Ladendiebe hier in Bremen definitiv anders. Noch nie hat hier ein Ladendieb Handschuhe getragen, um Fingerabdrücke zu vermeiden. Zumindest wurden Handschuhe, wenn sie denn mal jemand getragen haben sollte, nicht mit Fingerabdrücken in Verbindung gebracht. Überhaupt sind Fingerabdrücke noch nie hier ein Thema bei einem Ladendiebstahl gewesen. Bei Einbrüchen und Einbruchsversuchen sah das da schon anders aus.


Während wir beide gerade dabei waren, den Abschlusstest durchzuarbeiten, stutzte Ines plötzlich mit dem Blick zum Bildschirm mit der Ansicht unserer Überwachungskameras. "Dem gucken wir mal hinterher", sagte sie. Mit "dem" war ein Mann gemeint, der hinsichtlich Statur, Bekleidung und Gesamterscheinung schon auffällig war. Er nahm sich einen Kuchen, dann eine Müllermilch, dann einen Bio-Joghurt und dann noch zwei Tafeln Schokolade aus fairem Handel.
Wir beobachteten fasziniert, denn er hatte keine Taschen dabei und machte auch keine Anstalten, die Sachen irgendwo in seiner Jacke zu verstauen, sah aber dabei so ganz und gar nicht nach einem Kunden aus, der sich diese Produkte leisten kann. Aber manchmal haut man mit Vorurteilen ja auch mal daneben. Der Mann ging in die Getränkeabteilung und fing plötzlich an, irgendwas umzusortieren. Leider in dem Moment mit dem Rücken zur Kamera, aber wir wussten ja, was er genommen hatte und was sich nach dieser Aktion noch in seinen Händen befinden sollte. Zu unserer Überraschung hatte er einen leeren Getränkedosenkarton genommen und dort die Artikel deponiert. Es folgten noch eine Dose Cola, Nüsse, Mandeln, Kekse – alles Markenprodukte im Gesamtwert von über 20 Euro:



Augenscheinlich kaufte er wohl doch ein. Aber unsere Alarmglöckchen schrillten, denn das Gesamtbild wollte nicht so recht passen, und so postierte Ines sich vorsorglich in der Nähe des Ausgangs, während ich über die Videoanlage weiter beobachtete.
In der Gemüseabteilung prüfte der Typ scheinbar unsere Obstauswahl, in Wirklichkeit wartete er nur auf den Moment, in dem ein anderer Kunde den Laden betritt. Blitzschnell war er mit dem Karton auf dem Arm in Richtung Tür gerannt, Ines geistesgegenwärtig hinterher, ein weiterer Kollege tat es ihr nach und beförderte den Mann schließlich im Schwitzkasten ins Lager.

Thema erledigt. Da er keine gültigen Papiere dabei hatte, mussten wir die Polizei rufen, die unserem Erstaunen nach nicht einmal einer Minuten durch die Tür trat. "Wir waren gerade in der Nähe." Sehr gut. Die Überprüfung des Mannes war etwas schwieriger und letztendlich wurde er in Handschellen abgeführt und zur weiteren Untersuchung mit zur Wache genommen.

Während die Polizei mit dem Ladendieb bei uns im Lager zugange war, rief Ines mich an. "VP! Der packt wahllos Kekse in seine Umhängetasche!" Danach packte er noch augenscheinlich genauso wahllos andere Dinge in seine Tasche. Wenn der nicht klaut, was dann? Praktischerweise hatten wir die Polizei gerade im Haus und auch der Beamte, der den Mann auf dem Monitor beobachtete, stimmte uns zu: Das ist definitiv kein normales Einkaufsverhalten. Da sie sich um unseren ersten Ladendieb kümmern mussten, rief er über Funk Verstärkung an. Augenblicke später stand ein zweiter Polizeiwagen vor der Tür:



Zeitweise waren vorhin, wenn ich richtig gezählt habe, sieben Beamte gleichzeitig hier im Markt. Es kam dann nämlich noch jemand mit einem Zivilfahrzeug, da niemand diesen aggressiven und stinkenden Dieb in seinem Fahrzeug mitfahren lassen konnte, wollte oder sogar durfte.

Der mit den Keksen in der Tasche stand irgendwann an der Kasse, packte alles aus und bezahlte seinen Einkauf wie jeder andere Kunde auch. Merktipp für Kunden: Wenn sogar die Polizei schon dein Einkaufsverhalten so auffällig findet, dass sie eine weitere Streifenwagenbesatzung anfordert, dann machst du definitiv etwas falsch.

Der Rest des Tages darf gerne etwas geruhsamer vonstatten gehen …

Kurze Lunte

Wir hatten draußen auf der Straße einen Ladendieb festgehalten, der lautstark herumkrakeelte. Was wir denn von ihm wollten, die Ware hätten wir ja wieder und wir könnten ihn ja jetzt schließlich laufen lassen. Dass er gerade eine Straftat begangen hatte und wir ihn deshalb nicht einfach so laufen lassen wollten, kam in seinem Kopf nicht so richtig an.

Eine ältere Passantin ergriff Partei für ihn. Wir sollen den armen Menschen doch laufen lassen, es kann schließlich nicht jedem so gut wie uns gehen, etc.

Das ist wohl auch richtig. Es ist aber eben nicht nur der eine arme Mensch, der bei uns aus Verzweiflung und Not gestohlen hat. Es passiert täglich und da wird die Lunte irgendwann sehr viel kürzer. Da hat man einfach keine Lust mehr, mal die sprichwörtlichen Fünfe gerade sein zu lassen. Ansonsten können wir, "wir" sind meine Mitarbeiter und ich selber, uns nämlich irgendwann selber in die Schlange der armen Menschen, denen es nicht so gut geht, einreihen. Eben dann, wenn unsere Firma nicht mehr in der Lage ist, das Auskommen der dafür arbeitenden Menschen zu erwirtschaften.

Jeden Tag einen LD

Momentan haben wir täglich Ladendiebe. Also die haben wir vermutlich sowieso, aber momentan erwischen wir auch im Grunde täglich wenigstens einen.

Ist das einfach nur ein Zufall oder sind die Zeiten schlechter geworden und die Leute haben weniger Geld in der Tasche? Diese Situation würde ja voraussichtlich auch nicht so schnell wieder besser werden – das sind ganz schön trübe Aussichten für die Zukunft … :-|

2 x LECH in der Jacke

Ein Mann fiel uns vor dem Leergutautomaten auf. Wir hatten ihn nur von oben durch die Kamera gesehen, aber die Gesamterscheinung löste bei Ines und mir gleichermaßen ein "Da bleiben wir mal dran"-Gefühl aus.

Wie es weiterging: Er zog den Bon, ging zurück in den Laden, bog in die Getränkeabteilung ab, nahm sich zwei Flaschen LECH-Bier, steckte diese innerhalb von zwei Sekunden in seine Jacke und ging zur Kasse.

Da wir nicht wussten, wie voll es vorne war und wie schnell er den Laden verlassen würde, sprinteten wir nach vorne. Das bekam der Mann jedoch mit und fühlte sich vermutlich ertappt und zog die beiden Flaschen wieder aus der Jacke. In der Kassenschlange stehend hielt er sie jedenfalls in der Hand. Als er dran war hatte er, oh Wunder, kein Geld dabei und ließ die beiden Flaschen zurück.

Am Ausgang schnappten wir ihn uns dennoch. Nach der Mitteilung, dass wir uns nicht gerne beklauen lassen würden, erteilte ich ihm ein Hausverbot und murrend trollte er sich …

Entwendeter Bio-Reis

"Guck mal", sagte Gregor, als er kopfschüttelnd ins Büro kam, "da hat echt jemand Reis geklaut."

"Nee!", antwortete ich selbstsicher. Wer packt denn Reis aus und füllt den für einen Diebstahl um oder kippt ihn sich gleich lose in eine Tasche? Das macht doch niemand.

Naja, bis auf diesen einen Mann, der sogar zwei Packungen von dem Alnatura-Reis in der Getränkeabteilung stehend aufgerissen und den Inhalt lose in seine Umhängetasche gekippt hat.

Und wir guckten verärgert wie verwundert auf den Monitor der Videoanlage …


Hacksteaks mit einer Füllung

Am Dienstag Abend hatte eine Kollegin in einem Regal hinter anderer Ware diese geöffnete Packung Hacksteaks aus dem Frischfleisch-Kühlregal gefunden. Das Verbrauchsdatum war inzwischen einige Tage überschritten, die muss da also seit wenigstens dem 7. Februar schon gelegen haben. Da sich das Regal in unmittelbarer Nähe zu den großen Kühlregalen befindet und es dort allgemein recht kühl ist, gab es noch kein Problem mit schlechten Gerüchen. Nur die Farbe der Hacksteaks, die eigentlich aus frischem Hackfleisch bestehen, sah schon nicht mehr so gut aus. So viel dazu.

Es bleibt mal wieder ein großes Fragezeichen im Kopf hängen: Von den ursprünglich vier Hacksteaks fehlt eines. Wurde es gestohlen? Wer steckt sich sowas denn lose in die Tasche? Oder hat jemand das rohe Fleisch direkt hier im Laden aufgegessen? Leider ließ sich nicht herausfinden, wer dafür verantwortlich und was da überhaupt genau passiert war, da die Speicherdauer unserer Videoanlage dafür zu kurz ist. Kopfschüttelnd verbleibe ich …


Keinen schönen Tag

Ein Ladendieb (es war ein problemloser Vorgang ohne Polizei) wünschte mir, als ich ihn herauskomplementierte, "einen schönen Tag noch".

Keine Ahnung, ob erst gemeinte Freundlichkeit war oder einfach nur unnötiges Gesülze. Eigentlich ist so eine Reaktion nicht meine Art, aber es kam von Herzen: "Den wünsche ich dir nicht."

Wer hier klaut, hat von meinem Standpunkt aus einfach keinen schönen Tag verdient.

Wie gesprochen, so verbrochen!

In letzter Zeit fiel uns mehrmals ein etwas heruntergekommen wirkender Typ an unserem Leergutautomaten auf. Er verhielt sich eigentlich unauffällig, außer dass er irgendwie "neben sich" wirkte, also vermutlich Alkohol oder BTM konsumierte.

"Der klaut auch noch irgendwann!", prophezeite Ines.

Während er sein Leergut abgab, meldete der Automat zwischendurch, dass die Wanne unter dem Cruncher voll war. Dass der Mann die kurze Unterbrechung dazu nutzte, sich eine kalte Dose Cola aus dem Laden zu holen, diese möglichst unauffällig zu öffnen, nicht ohne dabei einmal direkt in die gesuchte Kamera über ihm zu gucken und begann, diese auszutrinken, sahen wir zunächst nicht.

Er nippte jedoch immer wieder an dieser Dose und stellte sie anschließend wieder auf den Fenstersims. Dass Leute die Reste aus ihren Flaschen noch schnell vor dem Automaten austrinken, erleben wir eigentlich täglich. Aber so einen "Rest", dass man ihn Schluckweise trinken muss, lässt wohl niemand in einer in eine Tüte geworfene Dose.

Wir spulte kurz die Videoaufzeichnung zurück und sahen, dass er die Wartezeit tatsächlich wie oben beschrieben genutzt hatte.

"Die wollte ich gleich bezahlen", sagte der Typ, als ich ihn damit konfrontierte.

Glaubte ich ihm nicht. Glaubte Ines ihm auch nicht. Wir hätten natürlich abwarten können, bis er an der Kasse seinen Leergutbon einlöste. Aber dazu fehlte uns die Geduld und mein Gefühl sagte mir, dass die Dose mit dem restlichen Leergut im Automaten gelandet werde. Es folgte ein Rauswurf mit Hausverbot, aber keine Anzeige. Seine bis dahin am Leergutautomaten gesammelten Werke durfte er sich aber noch (abzüglich des Preises für die Cola) an der Kasse auszahlen lassen.

Küchenschwamm für 2,29 €

Dass irgendwelche armen Schlucker Alkohol oder auch andere Lebensmittel für den Selbstverbrauch oder veräußerbare Waren für den Weiterverkauf klauen, kennt man ja.

Einen Küchenschwamm unserer Eigenmarke für etwas über zwei Euro hatten wir nun auch noch nicht dabei. Wie so oft fehlte nur der Inhalt, die leere Packung lag im Regal auf der restlichen Ware …


Anzeige? Ach, vergiss es …

Ein Typ, der schon mehrmals bei uns erfolgreich geklaut hat, sich aber auch schon etliche Male beim Versuch hat erwischen lassen, war mal wieder im Laden. Kurzerhand haben wir ihn rausgeworfen.

Spontaner Gedanke in dem Moment voller Emotionen: "Wir haben ja seine Daten, der bekommt also eine weitere Anzeige für den Hausfriedensbruch."

Später fiel mir wieder ein, dass wir von der Staatsanwaltschaft Bremen schon diverse Schreiben wegen dieses Täters bekommen haben, alle mit dem selben Inhalt:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

das Verfahren kann zurzeit nicht fortgeführt werden, weil der Aufenthalt des Beschuldigten bisher nicht hat ermittelt werden können. Alle insoweit erforderlichen Maßnahmen sind indessen veranlasst worden.
[…]
Ich spare mir die Zeit, den Strafantrag auszufüllen und das Porto dafür, diesen dann auch noch zur Polizei zu senden und beglücke euch stattdessen mit der Notiz hier, dass der Typ mal wieder da war, eine Anzeige aber wohl vollkommen wirkungslos sein wird. Seufz …

LD BJ 01

Ein junger Mann hatte versucht, einen Smoothie in einer kleinen Flasche für knapp drei Euro mitgehen zu lassen. Dank einer aufmerksamen Kollegin blieb es bei dem Versuch. Er war friedlich und hatte seinen Ausweis dabei und so lösten wir die ganze Angelegenheit in wenigen Minuten.

Nur als ich im Büro am Schreibtisch saß und die persönlichen Daten des Mannes von seinem Ausweis abschreiben wollte, kam ich ins Stocken. "Wieso steht da kein Geburtsdatum drauf?!", wunderte ich mich. Zwischen den ganzen Daten (Ausstellungs- und Ablaufdatum) hatte ich ernsthaft im ersten Moment das Jahr "2001" nicht als ein Geburtsdatum identifiziert. Der Jahrtausendwechsel war doch erst vor ein paar Jahren, da kann 2001 doch nicht das Geburtsjahr eines erwachsenen Mannes sein. Doch, war es.

Ouuuh, wie die Zeit vergeht … :-O