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Aus einem Arbeitszeugnis

Ein Bewerber hat unter anderem sein Arbeitszeugnis mitgeschickt, das er von einer der größten Handelsketten hierzulande bekommen hat. Über die folgende Formulierung bin ich gestolpert:
Er erledigte alle Aufgaben mit Selbständigkeit zu unserer vollen Zufriedenheit und scheute keine Anstrengung.
Das klingt ja eigentlich alles ganz gut positiv und war vermutlich auch nur nett gemeint – aber irgendwie finde ich den Satz trotzdem seltsam. Durch diese etwas krude Ausdrucksweise bekommt der Satz für mein "Zeugnisdenken" einen ganz negativen Beigeschmack.

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Kommentare

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Ulli am :

"volle Zufriedenheit"
Nicht zur vollsten, will heißen: hätte besser sein können.

"scheut keine Anstrengung"
Umständlich, wenig zielgerichtet.

Würde ich so interpretieren, wenn ich bösartig wäre...

Senfgnu am :

Möglich.
Kann allerdings auch auf Überstundenfähigkeit hinweisen.

Steht hier als "auch über die normale Arbeitszeit hinaus" im Zeugnis. Aber mal ernsthaft: Blickt man als Arbeitgeber überhaupt noch durch bei dem ganzen Code-Unfug, sobald es mal vom Standardtextbaustein abweicht?

PAX am :

Man muss halt immer sehen, wer das Zeugnis geschrieben hat. War es das Personalmanagement eines grossen Unternehmens, dann wissen die um die Formulierungen genau und dann steht die "volle Zufriedenheit" tatsächlich unter der "vollsten".

Kommt das Zeugnis aus einer Filiale direkt, aus nem kleineren Betrieb, oder gar aus nem ehr "familienbetrieblichen" Umfeld, dann würde ich mich auf keine "versteckten Codes" verlassen wollen.

Svenja-and-the-City am :

"Armutszeugnis", war es, dass ich beim Überfliegen der Überschrift zuerst gelesen hatte. Aber das ist es sicher nicht, oder?

Hans am :

Kein einigermaßen gebildeter Personaler würde heute noch "zur vollsten" schreiben! Es gibt dieses Wort nicht! Ich kann meinen Autotak voll tanken, aber nicht am vollsten. Und nicht immer hinter jeder Formulierung gleich etwas negatives vermuten! Ich werte es als belastbar. Er war sich nicht zu fein, auch mal zuzupacken.

Ulli am :

Dann gibts keine einigermaßen gebildete Personaler :-)

Was das betrifft, hat mich die Erfahrung zwei Dinge gelehrt:
  • So ein Arbeitszeugnis lieber negativ lesen - und sich dann (hoffentlich) positiv überraschen lassen

  • das Arbeitszeugnis besser ignorieren und auf eigene Menschenkenntnis vertrauen.

Hans am :

Autotank natürlich :-)

Oha am :

Das hört sich eher an wie:

Starrköpfiger, eigenbrötlerischer, Umstandskrämer

Kat am :

Ich finde diese Codes furchtbar.
Wieso nicht einfach offen schreiben wenn jemand schlechte Arbeit geleistet hat?

Bei einem Händler der schlechte Ware unpünktlich liefert sage ich ja auch nicht "Hat unsere Erwartungen erfüllt und bemühte sich um pünktliche Lieferungen."

Für klare Aussagen in Arbeitszeugnissen!!!!

Stephan535 am :

Das wäre schön, ja.
Aber es ist eben leider gesetzlich verboten, negatives zu schreiben.

plumtree am :

Das klingt ein wenig wie selbst geschrieben.
Erstaunlicher weise kommt das auch in Riesenbetrieben vor.
Meine Gattin hat lange bei einer großen Berufsgenossenschaft gearbeitet. Als sie den Job wechseln wollte, bot ihr die Personalabteilung an, dass Zeugnis "selbst zu schreiben" - sie würden es dann übernehmen.
Genauso klingt das Ding da oben. Deine komisches Gefühl ist da sicher angebracht.

Funkynstein am :

Volle Zufriedenheit? Darüber stehen die vollste Zufriedenheit und die vollsteste Zufriedenheit. Volle Zufriedenheit ist somit eine drei. Vielleicht sogar nur drei minus.

Nils am :

Also meines Wissens ist es gemäß diesen Codes auch eine drei. Darüber steht:

"stets zu unserer vollsten" = 1
"stets zu unserer vollen" oder "zu unserer vollsten" = 2

Ohne Gewähr natürlich. Und klar kann man über diese merkwürdige "Steigerung" streiten bzw. sprachlich gesehen ist das schlicht Murks.

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