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Vor ein paar Wochen:
Ein österreichischer Unternehmer mit eigenem Tischlereibetrieb trifft einen obdachlosen Tischler und besorgt ihm eine Wohnung und lässt ihn bei sich im Betrieb arbeiten. Alle Medien berichten davon, bei Facebook wird die Statusmeldung zehntausendfach geteilt und mit "gefällt mir" markiert. Alle sind glücklich uns Herr Hartl hatte zu alldem auch noch Glück mit seinem dankbaren, fähigen Neuzugang.




2007:
Wir haben hier einen Obdachlosen ins Team aufgenommen. Er hatte damals nach seinen Möglichkeiten bei einem Suppenküchen-Projekt mitgemacht und bekam von uns die Chance auf einen reellen Arbeitsplatz. Die Arbeit, die er hier gemacht hat, war gut. Niemand von außerhalb hatte sich für die Sache interessiert. Ich glaube, ich hatte es auch nicht hier im Blog erwähnt, aber es hatten ja genug Personen mitbekommen. Keine Likes, keine Teilungen, kein Feedback, keine Zeitungsartikel.

Nach einem halben Jahr war er von heute auf morgen verschwunden. Kam nicht mehr zur Arbeit, war nicht mehr telefonisch erreichbar und hatte auch seine Wohnung aufgegeben.

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Kommentare

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Obdach am :

Wer nicht will, der will eben nicht.
Ich finds wichtig und gut, dass Menschen Hilfe angeboten wird. Und wenn er inzwischen eine eigene Wohnung hatte, dann war er ja wirklich einen Schritt weiter gekommen.
Aber wem geregelte Arbeitszeiten und Verpflichtungen nicht passen, der ist eben in unserer Gesellschaft fehl am Platze, auch vor Supermarkttüren!
Und wer Anpassungsprobleme oder psychische Belastungen hat im geregelten Leben, der kann Hilfe bekommen.

ednong am :

"Aber wem geregelte Arbeitszeiten und Verpflichtungen nicht passen, der ist eben in unserer Gesellschaft fehl am Platze, auch vor Supermarkttüren!"

Aber ansonsten gehts noch gut, oder?

"... der kann Hilfe bekommen." - daran merkt man, dass du noch nie derartige Hilfe benötigt hast.
Erstens ist es wichtig, passende Hilfe zu bekommen.
Zweitens ist es wichtig, professionelle Hilfe zu bekommen.
Und drittens - das Verhältnis zwischen Hilfesuchenden und Hilfegebenden ist derart ungleich, dass du teilweise 9-10 Monate auf Hilfe warten mußt. Und in einer schwierigenden Situation ist das unmöglich.

Kante am :

Obdachlos wird man meist nicht einfach so. Entweder ist eine einschneidende Aenderung im Berufsleben die Ursache (Jobverlust, Insolvenz, etc), oder - und das wohl haeufiger - der Kopf der Ausloeser.

Ich habe das nicht nur einmal aus erster Hand gesehen: Psychische Probleme sind furchtbar - und Hilfe kriegen kann man Grundsaetzlich, ja. Allerdings ist das auch nur augenscheinlich einfach - weil der Gang zur Annahme von Hilfe auch erstmal grosse Ueberwindung braucht. Und einen Fall wie bei Joern hatten wir auch mal: Jemand hatte Hilfe angenommen, war auf dem Weg wieder auf die Beine zu kommen und seine Finanzen und Schulden auf die Reihe zu bekommen - nur dass einer der Schuldner sich nicht auf Kooperation einlassen wollte (ich schreibe das ohne Wertung!) und das volle Pfaendungsprogramm gefahren hat. Was den guten Mann in einen boesen Rueckfall und einen neuerlichen kompletten Rueckzug in seine eigene Welt gefuehrt hat.

tl;dr: Das mit dem "Hilfe gibts, man muss sie nur annehmen" ist richtig, aber leider nicht so einfach, wie man denkt. :-(

Cosmo am :

"Aber wem geregelte Arbeitszeiten und Verpflichtungen nicht passen, der ist eben in unserer Gesellschaft fehl am Platze [...]"

Besser hätte man nicht audrücken können, was an unserer Gesellschaft nicht stimmt.

DerBanker am :

Hmtscha... leider funzt eine Gesellschaft ohne ein Mindestmaß an Regeln nicht.

Der Übergang ist fließend und eine gewaltige Grauzone zwischen der Gesellschaft und denen, die außerhalb stehen und endet bei denen, die die Gesellschaft einkassiert und wegsperrt.
Die Toleranz eines jeden für die Leute am Randbereich bis außerhalb endet an individueller Stelle und viele andere sind wieder anderer Meinung...

Junior am :

Danke! Sehr guter Kommentar zur heutigen PR!

Leider wird eine kleine, aber laut geäußerte Unterstützung die nichtmal einen Cent kostet dieser Tage mehr wertgeschätzt als z. B. Lohn und Brot für dutzende "normale" Arbeitnehmer.

Neulich wurde eine Jobbörse für Flüchtlinge gehypet. Wieso, weshalb, warum? Gibt es nicht längst Jobbörsen für alle? Wären die tausenden Likes und Artikel nicht in der Unterstützung der Jobsuche für alle besser aufgehoben gewesen?

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